Originaltitel: KISS AND KILL
USA 2010, 100 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt
Genre: Komödie, Killer
Darsteller: Katherine Heigl, Ashton Kutcher, Tom Selleck
Regie: Robert Luketic
Kinostart: 05.08.10
Nach einer gescheiterten Beziehung voller seelischer Blessuren sucht die hübsche Jen Zerstreuung beim Urlaub in Südfrankreich. Daß sie den dort gemeinsam mit ihren Eltern verbringt, paßt ein wenig zu Jen, die nicht nur ein sexy Blondchen, sondern auch täppisches Heimchen ist – in der Art, wie sie immer etwas linkisch mit großen Augen durch ihre Umwelt staunt. Passend auch, daß Jen umgehend in Wallung gerät, als sie im Fahrstuhl auf den knapp bekleideten Spencer trifft. Daß Spencer, in einem Luxushotel ja nicht unbedingt angemessener Dress-Code, just hier seine Bauchmuskeln spazieren führt, erklärt sich übrigens schnell: Der Schönling ist auf dem Weg zum Strand. Sagt er – um im nächsten Satz die hyperventilierende Jen zum Essen einzuladen.
Okay: Der Anfang von Robert Lucetics neuem Film ist hier deshalb etwas ausführlicher wiedergegeben, weil er unsäglich blöde ist. So blöde, daß man das Kino verlassen möchte ob dieser krampfig-zappligen Prüderie. Aber das gilt es zu ertragen. Denn tatsächlich macht sich dieser Film noch locker. Spencer, der sich schnell als Geheimdienst-Killer entpuppt, verliebt sich ebenso schnell in Jen, heiratet die Gute und wird selber ein Guter. Also, ein Gutbürgerlicher, der seine alte Profession, von der Jen freilich vorerst nichts weiß, an den Nagel hängt, um fortan ein normales Leben in einer amerikanischen Kleinstadt zu führen.
Und ist die Handlung in dieser angekommen, ist KISS & KILL zu sich selbst gekommen. Da wehen plötzlich Frische, Verve und Humor durch diesen Film, der sich von der lauen Romantik-Lustigkeit zur schwarzhumorigen Action-Komödie mausert. Und so leicht und lässig muß man das erst mal kredenzen – wie da nach drei Jahren Biederglück Spencer die, wie es immer so schön heißt, Schatten der Vergangenheit einholen. Der einstige Killer wird plötzlich selber von Killern gejagt, und schwerer als etwa eine Affäre vor der Frau ist es, die sich stapelnden Leichen im schicken Reihenhaus vor dieser zu verstecken. Köstlich zu sehen, wie Spencer da ins Schwitzen gerät. Köstlich auch die unbekümmerte Überzogenheit in der Inszenierung: Wie das freundliche Lächeln der Nachbarn zum fiesen Zähneblecken mutiert, Handlungs-Twists immer hanebüchener werden und Spencer und Jen dabei, trotz allen Kugelhagels, ausgiebig ihre Beziehung diskutieren.
Das ist alles nichts Großartiges, aber für die diesjährige Sommersaison eine doch recht gelungene Komödie.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.