Wo man hinschaut, Stadtneurotiker-Alarm! Leo und Banu denken den ganzen Tag nur an das Eine, hatten aber noch nie Sex. Dagegen sind Christo und Malia derart glücklich, daß bald Hochzeit gefeiert werden soll. Oder doch nicht? Im Bett läuft nämlich seit Ewigkeiten gar nix mehr, und so denkt man nicht nur darüber nach, die Beziehung zu beenden, sondern heult sich auch getrennt voneinander beim jeweils besten Freund aus: Max und Emma. Der Schöne und das nur zu sympathische kleine Biest.
Scheinbar sind die beiden liebenswerten Loser wie geschaffen dafür, Ratschläge zu erteilen: Max läuft als wandelndes Porno-Lexikon durch die Botanik, während Emma nur in der Videothek jobbt, bis ein findiger Agent endlich ihr umwerfendes schauspielerisches Talent entdeckt. Und wenn sie ihrem Angebeteten Dominik noch ein paar mehr peinliche Nachrichten auf die Mailbox spricht, erhört er sie bestimmt. Zwar drängt die Zeit etwas, weil sie morgen bereits schockierende 25 Jahre alt wird, aber man kann das ja auch zwangsweise cool sehen: "Mit 25 waren meine Eltern schon geschieden." So hangeln sich unsere Anti-Helden von einem erotischen Fettnäpfchen zum nächsten, ohne sich selbst eingestehen zu wollen, wie nahe sie einander eigentlich stehen ...
Ganz ehrlich – KISS AND RUN ist ein absoluter Glücksfall unter den abertausenden Liebe-Sex-und-Zärtlichkeit-Komödien und läßt sowohl amerikanische Teenie-Possen als auch teutonische Schmonzetten uralt aussehen. Weil hier eben einfach alles reingepackt wurde, was sonst fehlt: unverkrampfte Darsteller, Witz aus dem prallen Leben, schrille visuelle Effekte und Dialoge fern jeder Verklemmtheit.
Schön außerdem, daß es dennoch nicht um Gags auf Biegen und Brechen geht, sondern bei aller Schräglage immer Zeit für realistische Untertöne bleibt. Wenn beispielsweise Emma erfährt, warum sie beim Casting mal wieder durchfiel – zu dick, zu unweiblich, zu großes Gesicht, zu hohe Stimme –, möchte man ihr am liebsten zurufen, wie toll sie ist. Weil man schon weit vor Filmende die zwei Protagonisten schlicht ins Herz geschlossen hat.
D 2002, 88 min
Verleih: ZuG Filmverleih
Genre: Komödie, Liebe
Darsteller: Maggie Peren, Ken Duken, Anja Herden, Hinnerk Schönemann, Martin Kiefer, Michael Munteanu
Regie: Annette Ernst
Kinostart: 06.01.05
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...