Originaltitel: CHEF

USA 2014, 114 min
FSK 6
Verleih: Koch Media

Genre: Komödie

Darsteller: Jon Favreau, John Leguizamo, Scarlett Johansson, Robert Downey Jr., Oliver Platt, Dustin Hoffman

Regie: Jon Favreau

Kinostart: 28.05.15

Noch keine Bewertung

Kiss The Cook

Häppchen, kein Happen

Wenn Jon Favreau ruft, gar nur mit dem Finger schnippt, dann kommen die Kollegen in Scharen. Mutmaßlich hat der US-Autor, -Regisseur, -Produzent und -Schauspieler getwittert. Kurztext: „Ich mach’ eine Indie-Komödie. Wie früher. Geht ums Kochen. Und mich. Und die Liebe. Seid Ihr dabei?“ War das jetzt eigentlich schon zu lang für eine Zwitscherei? Ihr Yes schickten Scarlett Johansson, Robert Downey Jr., Oliver Platt und Dustin Hoffman. Schmalhans stand dabei nicht nur in der Küche, sondern beherrschte auch den Geldbeutel. Favreau wollte es klein. Wie 1996, als man ihn zu den SWINGERS rief. Pause also von IRON MAN und ELF im Kino, von Serien wie MONK oder SOPRANOS im Fernsehen. Herzenssache statt Beinarbeit. Alle genannten Tätigkeiten vereint Favreau in KISS THE COOK. Auf den Leib schneidern nennt man das wohl. Oder, um im Jargon der Handlung zu bleiben, Deckel auf Topf.

Wie im „Gauloises“, einem Feinkosttempel in Los Angeles, wo Sternekoch Carl Casper das Sagen hat, wohlgemerkt nur in der Küche. Draußen im Gastraum ist Eigner Riva ums Wohl der Bilanz bemüht, und er weiß, daß das Fußvolk Traditionen mag. Das allerdings kollidiert mit den Ambitionen vom Herd. Erst recht, als sich der einflußreiche Food-Blogger Michel ankündigt, um das „Gauloises“ wieder unter die Lupe zu nehmen. Was er dabei sieht und vor allem schmeckt, sorgt statt stolz geschwellter Brust für die Keule. Casper attackiert twitternd und körperlich – bei voll gedrückter You-Tube – erst Michel, dann kündigt er bei Riva und macht sich mit einem fahrenden Fastfood-Truck selbstständig. Da sich ihm sein ehemaliger Latino-Sous-Chef Martin anschließt, zelebrieren sie, quer durch die Vereinigten Südstaaten reisend, eben Südamerikanisches der eher leckeren Sorte: Cubanos, Yucas, Geignets. An Bord ist auch Carls 11jähriger Sohn Percy, ein aufgewecktes Kerlchen, das die Vatervergötterung mit jedem Wimpernschlag nach außen tackert, sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die für Dad natürlich nur eine Ex sein kann. Was zu revidieren wäre.

KISS THE COOK (erstaunlich geistfrei vom deutschen Verleih aus dem Originaltitel CHEF gestemmt) ist eine Komödie mit Favreaus Herzschlag, der man partout nicht böse sein mag, ab und an aber ist. Sie touchiert unangestrengt, nicht sonderlich aufregend das Trendsetting kulinarischen Kinos. Ein Häppchen, kein Happen. Für Zwischendurch, nicht als Hauptgang.

[ Andreas Körner ]