Die schlimmsten Fehler macht man sehenden Auges - mit dem klaren Bewußtsein, sich damit ins Verderben zu stürzen. Dieses Wissen ändert nichts, wenn nur die Wahl zwischen indiskutablen Möglichkeiten bleibt. So ein existentielles Dilemma steht im Zentrum des zweiten Spielfilms von Srdan Golubovic. Dem serbischen Nachwuchstalent gelingt das Kunststück, ein hochmoralisches Thema spannend wie einen Thriller zu erzählen, ohne ihm damit seine ethische Brisanz zu nehmen. Golubovic formt aus dem alltäglichen Leben im Serbien der Post-Milosevic-Ära eine lakonische Parabel um Schuld und Gerechtigkeit, die jeder klassischen griechischen Tragödie das Wasser reichen kann.
Der Bauingenieur Mladen lebt mit seiner Frau Marija und dem 8jährigen Sohn Nemanja in einfachen Verhältnissen. Als bei Nemanja eine lebensbedrohliche Herzschwäche festgestellt wird, gerät ihre heile Welt aus den Fugen. Eine Operation ist zwar möglich, kostet aber ein Vermögen. Verzweifelt setzen sie einen Hilfeaufruf in die Zeitung, auf den sich tatsächlich ein vermeintlicher Wohltäter meldet. Doch sein Preis für das Leben des Kindes ist hoch: Mladen soll einen Auftragsmord ausführen. Er zögert und verschweigt seiner Frau das ungeheuerliche Angebot. Als sich die Situation zuspitzt, trifft er eine einsame und folgenschwere Entscheidung, wohl wissend, daß er alle moralischen Prinzipien verletzt. Sein Opfer, so erfährt er später aus den Zeitungen, gehörte zur Crème de la Crème der neureichen Belgrader Kriminellenszene und hinterläßt Frau und Tochter.
Schlimmer noch als die Schuldgefühle belastet ihn, daß der Auftraggeber ihn um seinen Lohn betrügt und damit die lebensrettende Operation erneut in weite Ferne rückt. Mladen rastet aus, kann sich aber niemandem offenbaren und verstrickt sich auf der Suche nach einem Ausweg immer tiefer im Strudel von Schweigen und Schuld.
KLOPKA - DIE FALLE besticht durch herausragende Darsteller und erzählt seine hochdramatische Geschichte fernab von Effekthascherei und Parteinahme, so daß man sich in den besten Momenten an die Arbeiten Krzysztof Kieslowskis erinnert fühlt.
Originaltitel: KLOPKA
Serbien/D/Ungarn 2006, 106 min
Verleih: Progress
Genre: Drama
Darsteller: Nebosja Glogovac, Natasa Ninkovic, Anica Dobra, Miki Manojlovic, Marko Durovic
Regie: Srdan Golubovic
Kinostart: 11.10.07
[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.