Wer das Vergnügen hat, seine Nachmittage gelegentlich vor dem Fernseher zu verbringen, sieht sich seit einigen Jahren einer regelrechten Gourmet-Offensive ausgesetzt. Es wird gekocht, was das Zeug hält, im Niedrigtemperaturverfahren wie auf offener Flamme. Wüßte man es nicht besser, man hielte Daniel Cohens Komödie aus Topf und Tiegel für die französische Antwort auf das deutsche Bemühen, den Schweinsbratengeruch endlich gegen einen Cross-Over-Duft aus gefüllten Pinienkernen und getrüffeltem Dakommichjetztnichtdrauf einzutauschen. Allein, wir sind nicht das Artischockenherz der Welt, und der Franzose darf sich gern über seinen eigenen Kulturchauvinismus lustig machen. Ein bißchen wenigstens.
Zwei militante Verfechter der klassischen Haute Cuisine schickt Cohen ins Rennen um die Hoheit am Herd, die Liebe, und was sonst noch lebenswichtig ist: Jacky Bonnot, einen genialischen Küchenautodidakten, der bislang jede Schnellimbißanstellung wegen handgreiflicher Auseinandersetzungen mit kulinarisch unbelehrbaren Gästen gleich wieder loswurde, und den Spitzenkoch Alexandre Lagarde, der seine drei Sterne gegen wechselnde gastronomische Moden verteidigen muß. Während Jacky die schwangere Freundin wegen der unsteten Berufsbiographie im Nacken sitzt, und er widerwillig auf Anstreicher umsattelt, wird Lagarde von seinem Konzernchef gepiesackt, der den Traditionalisten so schnell wie möglich durch einen Molekularkoch ersetzen möchte. Im Cargo Lagarde wird also dringend kreative Unterstützung benötigt, und Jacky avanciert vom Aushilfsmaler zum Sous-Chef auf Probe.
An die große französische Komödientradition will Cohen anknüpfen und hat dabei wohl vor allem die Turbulenzgeschosse und explosiven Komikerduos der 60er bis 80er Jahre im Blick. Auf die quirlig-anarchische Omnipräsenz eines Louis de Funès oder die jenseitige Verrücktheit eines Pierre Richard hofft man nun allerdings vergeblich. Denn Jean Renos Talent fürs Komische bleibt weiterhin ein unbestätigtes Gerücht, die Verwicklungen werden brav geradeaus erzählt und schlürfen sich weg wie Omas Eintöpfe. Das bißchen Basilikumschaum drumherum, die freundlichen Seitenhiebe auf Desserts im Reagenzglas und stickstoffumnebelte Rätselspeisen in geometrischen Formen kann man mitlöffeln oder zur Seite schaufeln. Es schadet nichts, macht aber auch kaum satt.
Originaltitel: COMME UN CHEF
F 2012, 84 min
FSK 0
Verleih: Senator
Genre: Komödie
Darsteller: Jean Reno, Michaël Youn, Raphaëlle Agogué, Julien Boisselier
Stab:
Regie: Daniel Cohen
Drehbuch: Daniel Cohen
Kinostart: 07.06.12
[ Sylvia Görke ]