D 2022, 82 min
FSK 12
Verleih: Weltkino
Genre: Dokumentation, Biographie
Regie: Tilman König
Kinostart: 17.11.22
Lothar König ist zweifellos eine auffällige Erscheinung: Ein korpulenter Kettenraucher mit grauem Rauschebart und wildem Haarschopf. Es ist schon äußerlich so gar nichts Gefälliges oder Angepaßtes an diesem Menschen, der sich Zeit seines Lebens seine Kanten nicht hat abwetzen lassen.
Das war schon zu DDR-Zeiten so, wo sich König als Jugendlicher öffentlich mit dem Prager Frühling solidarisierte. Später bot ihm die evangelische Kirche Sinnzuflucht und Arbeitsstätte. Nach der Wende war es sein lauter und entschiedener Einsatz mit der Jenaer Jungen Gemeinde gegen den Rechtsradikalismus, der König sowohl Wertschätzung als auch Ablehnung und bitteren Haß einbrachte.
Eine große Narbe über dem rechten Auge legt davon körperliches Zeugnis ab, genau wie ein brutales rechtes Hetzlied gegen ihn und seine Tochter, die Politikerin Katharina König-Preuss. So vehement öffentlich aufzumucken statt wegzusehen, hat seinen Preis. Doch von Todesdrohungen mag König sich nicht einschüchtern lassen. Kraft und Bestätigung für sein Handeln findet der langjährige Jugendpfarrer in der Bibel, die er ernst nimmt, statt sie nur für Sonntagsreden zu gebrauchen.
Tilman König widmet seinem Vater mit KÖNIG HÖRT AUF ein beobachtendes Porträt, das familiäre Angelegenheiten allerdings nur streift. Der Film ist weder Heiligsprechung noch Demontage des Erzeugers, der Sohn enthält sich jeglichen direkten Kommentars. Den äußeren Rahmen bildet der Countdown bis zur Pensionierung von König im Sommer 2019. Ein Anlaß zur Rückschau und zum Blick nach vorn auf den heraufziehenden neuen Lebensabschnitt. Daß es ein Ruhestand werden wird, kann man sich am Ende dieses Films allerdings kaum vorstellen.
[ Dörthe Gromes ]