D 2009, 93 min
FSK 0
Verleih: Constantin
Genre: Computeranimation, Literaturverfilmung, Kinderfilm
Stab:
Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe
Stimmen: Ralf Schmitz, Thomas Fritsch, Christoph Maria Herb
Kinostart: 07.10.10
Billy ist ein Erdmännchen. Billy ist also schon per se süß. Und Billy ist leider auch ein Träumer, der allerlei Unsinn macht, obwohl er sich um Probleme kümmern müßte. Selbige drohen allerdings nicht als Freßfeinde (selbst Löwe Sokrates hat sich auf vegetarische Diät gesetzt), vielmehr besteht akuter Wassermangel. Ein profitgeiler Hotelier hat das kostbare Naß zwecks Pool-Unterhaltung seiner Gäste gestaut, die Tiere der Savanne werden bald verdursten, hinzu kommen Ölpesten und Klimawandel. Auf … nun ja … sanften Druck seiner Gattin hin startet Billy mit einigen Weggefährten – darunter ein seit 714 Jahren verheiratetes Schildkrötenpaar, ein für Furz-Witze zuständiger Tasmanischer Teufel sowie der furchtlose gallische Hahn Charles – das Abenteuer zur Rettung des Wassers.
Kundige Leser bemerken sofort: Mit dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker hat dieser Film nur noch ganz am Rand zu tun. Bei Kästner gab es bekanntlich keine Erdmännchen, kein „Tal des Todes“, keine ohne rechten Zweck implementierten englischen Passagen, hier in Form von bekannten Songs, kein letztlich beliebiges Einstreuen von Dialekten und Akzenten, was neben Charles’ französischer Sprachfärbung unter anderem zu norddeutsch palavernden Geiern (!) führt und wohl Erwachsene unterhalten soll. Auch die Botschaft war eine komplett andere, wobei sie auf ausschweifenden Themenwust verzichtete. Warum mußte in den Film beispielsweise noch ein Vater-Sohn-Konflikt rein? Wer so etwas unnötig modernisiert, vielleicht gar uncharmant oder erinnerungszerstörend findet, wird hier nicht glücklich.
Andererseits sollte man die vorhandenen Positiva bedenken, namentlich eine sicher niemals perfekte, aber immer detailverliebte Animation, herrlich skurrile Nebenfiguren oder – ganz klar – Synchronsprecher wie Thomas Fritsch, welche ihre Arbeit liebevoll und mit Verve verrichten. Auch mancher Seitenhieb Richtung humanes Mißverhalten trifft jeder Plakativität zum Trotz ins Schwarze, während die menschliche „Bestrafung“ ohne didaktischen Zeigefinger treffend, jedoch unaufdringlich lustig ausfällt.
Kindern kann man all das gefahrlos zeigen, selbst wenn ihnen die Öko-Botschaft angesichts ständiger 3D-Spielereien, actionreicher Einlagen oder des Niedlichkeitsbonus’ von Billy & Co. herzlich egal sein dürfte. Und zur Begleitung abgestellte Eltern … tja, die müssen da eben durch.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...