Dolf ist ein ganz normaler Junge, der leidenschaftlich gern Fußball spielt, Turnschuhe trägt und ständig einen Kopfhörer im Ohr hat. Als seine Mannschaft durch seine Schuld die Meisterschaft verliert, schleicht er sich nachts ins Labor seiner Mutter, die gerade an einer Zeitreisemaschine forscht und katapultiert sich damit ungewollt ins Jahr 1212. Dabei wollte er nur einen Tag in die Vergangenheit zurück, um seine Torchance nachzuholen. Sehr schnell dämmert ihm, daß im Mittelalter andere Regeln gelten. Er landet mitten in den Wirren der Kinderkreuzzüge und lernt, daß ein Kinderleben hier so gut wie nichts wert ist - von verpaßten Torchancen ganz zu schweigen.
Er braucht nicht lange, um zu merken, daß die pilgernden Kinder, geführt von einem zwielichtigen Pater und einem als Heiligen verehrten Jungen in seinem Alter, sich auf dem Weg ins Verderben befinden. Die Kinder leiden unter Hunger, Kälte und diversen Krankheiten, und innerhalb der Gruppe verläuft eine scharfe Trennlinie zwischen Anführern und Fußvolk. Aufrechterhalten und gerechtfertigt werden die verheerenden Zustände immer wieder durch den Verweis auf Gottes Willen. Dolf, der es gewohnt ist, ohne Rücksicht auf Alters- oder Standesunterschiede seine Meinung zu sagen, beginnt die religiösen und die weltlichen Autoritäten anzuzweifeln und wird nach und nach vom geduldeten Sonderling zum Fürsprecher der Kinder, später sogar zu einer Art Anführer wider Willen.
In einer klassischen Coming-Of-Age-Geschichte entwickelt er sich dadurch vom pubertären Heißsporn zum überlegten Strategen, der auch dann noch Verantwortung für andere übernimmt, wenn er daran zu scheitern droht. Schließlich muß er sich zwischen einer Rückkehr nach Hause und seiner Bindung an die Kinder (und die gleichaltrige Jette, mit der sich eine zarte Liebesgeschichte entsponnen hat) entscheiden ...
Die sogenannten Kinderkreuzzüge, bei denen sich im 13. Jahrhundert zehntausende Kinder zu Fuß auf den beschwerlichen Weg über die Alpen machten, hat es den Quellen zufolge wirklich gegeben. Dem Film gelingt das Kunststück, die Geschichte auf der Basis des gleichnamigen Bestsellers der niederländischen Schriftstellerin Thea Beckman für 130 prall gefüllte Minuten lebendig werden zu lassen.
Originaltitel: KRUISTOCHT IN SPIJKERBROEK
D/NL/GB/Belgien/Luxemburg/Ungarn 2006, 130 min
Verleih: MFA
Genre: Literaturverfilmung, Erwachsenwerden, Historie
Darsteller: Joe Flyn, Stephanie Leonidas, Emily Watson, Michael Culkin, Benno Fürmann, Udo Kier, Herbert Knaup
Regie: Ben Sombogaart
Kinostart: 27.09.07
[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.