Originaltitel: KURSK

Belgien/F/Norwegen 2018, 117 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama

Darsteller: Matthias Schoenaerts, Léa Seydoux, Colin Firth, Max von Sydow, August Diehl, Matthias Schweighöfer, Peter Simonischek

Regie: Thomas Vinterberg

Kinostart: 11.07.19

Noch keine Bewertung

Kursk

DAS BOOT – Variante echt

Es ist hohe Zeit für drei Namen, die selbst Hartgesottenen unter den Cineasten nicht viel bis gar nichts sagen dürften. Jan Deca, Guillaume Bouchateau und Jean-Paul Hurier sind Tonmenschen, Sounddesigner, Spezialisten fürs Akustische. Der „Player“ möchte sie hiermit ehren. Als Kollegen einer gewichtigen Abteilung bei der Herstellung insbesondere von Überwältigungskino führen diese drei in KURSK die Bezeichnung ad absurdum, es sei ein Film „von“ Thomas Vinterberg. Er hat nur Regie geführt. Ohne Deca, Bouchateau und Hurier wäre das Katastrophendrama um entscheidende Elemente dezimiert.

Die Stille im Meer ist hier genauso essentiell wie die Klopfgeräusche von Hammerschlägen, das Rauschen, der Knall von Detonationen. Natürlich geht es in KURSK um das russische U-Boot K-141, das vor fast 20 Jahren in der Barentsee kollabierte und 118 Mann Besatzung begrub. An Bord war ein Torpedo explodiert, 23 Männer hatten sich in eine im Grunde sichere Sektion retten können, wo ihnen allerdings nach Tagen die Luft ausging. Die Russen hatten angebotene internationale Hilfe zu spät zugelassen, erst nachdem eigene bescheidene Rettungsversuche ohne Erfolg geblieben waren. „Das Unmögliche mit dem Unzulänglichen“ zu tun, wie ein Offizier sagt, war gescheitert.

Vinterberg gesteht wenig Überraschendes: „Ich gehöre nicht zu den Regisseuren, die auf Explosionen setzen.“ Trotzdem hat er das Angebot angenommen, die Tragödie der KURSK mit dokumentarisch belegten Fakten und fiktionalem Ausschmuck zu drehen. Es ist eine europäische Großproduktion mit namhaft-gemischter Besetzung und technischem Niveau auf der Höhe der Zeit. Auch ansonsten ist eine Menge drin: Was fehlt, ist die eigene Vinterbergsche Note, die KURSK aus gängiger Solidität erheben würde. Daß er das Pathos des Genres in erträglichen Grenzen hält und die befehlshabenden Russen nicht vollends vorführt, dürfte zu wenig sein.

Erst nach einer Viertelstunde geht das Format auf volle Größe. Die KURSK läuft aus und nicht viel später geschieht das Desaster. Ohne Breitwand wurden zuvor Teile der Mannschaft vorgestellt, ging eine zünftig-russische Marinehochzeit über die Bühne. Frauen waren dabei und Kinder, was unmißverständlich auf eine der Säulen des Films verweist, denn er entstand als Hommage an die Opfer und Hinterbliebenen. Doch auch dort zieht er nie so tief wie das U-Boot selbst seine Kreise.

[ Andreas Körner ]