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Kurt Weill

Leben, Lotte und Musik - eine kleine Plauderei

"Schön, daß sie uns empfangen" säuselt Dr. Schebera dem Mann an der Tür entgegen. "Sie waren ja angemeldet" säuselt der Besäuselte zurück. Na Gott sei Dank - man hatte schon mal was vorbereitet! Kein Hereinplatzen, kein Überrumpeln. Überhaupt ist der Weill-Experte Schebera ein angenehmer Zeitgenosse, der artig die Kathrin Angerer vom Zug abholt (später wird sie mit umschlungenen Knien, der ganzen Brüchigkeit ihrer Seele sowie Rauchigkeit ihrer Stimmbänder "Surabaya-Johnny" intonieren), sie über den "Silbersee" zum Haus des Dramatikers Georg Kaiser rudert und - vom Gegenlicht romantisch illuminiert - ins Plaudern gerät, wie das so war mit dem Kurt Weill und der Lotte Lenya. Die Off-Kommentare hat er gleich mit gesprochen, gestattet sich für Geburt und Kindheit des Komponisten das vertrauliche "Kurt", für dessen meist kompliziertes Liebesleben verschmitztes Augenzwinkern.

Regisseur Düfer und sein Begleiter geben sich als betuliche Biographie-Touristen, reisen von Dessau in Weills Pariser Exil, dann weiter nach New York, nirgends ein Anecken. Altes, zum Teil bisher unveröffentlichtes Material wetteifert mit neueren Großstadt-Impressionen um farbige Abgeschabtheit. Zeitzeugen und musikalische Wurzeln werden am Wegesrand gepflückt und zum Herzeigen ordentlich im Herbarium geplättet. Die Reisebekanntschaft bleibt flüchtig: Weill war Jude, von der Musik Besessener, vor allem aber lieb und leise, heißt es. Im französischen Louveciennes, auf der Wiese vor Weills Haus, bricht dann Leidenschaft hervor: Dr. Schebera singt.

Es soll die einzige Laiendarbietung des Films bleiben, denn die weiteren musikalischen Intermezzi werden durch professionelle Weill-Interpreten von Milva bis Udo Lindenberg besorgt. Blixa Bargeld mit dem Bilbao-Song, begleitet von einer Schellackplatte, hinterläßt dabei den tiefsten Eindruck - auch weil ihm volkstümelnde Regieeinfälle, die das ebenfalls zum Auftritt gelangende Willem Breuker Kollektief geduldig über sich ergehen läßt, erspart geblieben sind.

D 1999/2000, 97 min
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation, Biographie

Stab:
Regie: Sven Düfer
Drehbuch: Sven Düfer

Kinostart: 20.06.02

[ Sylvia Görke ]