Originaltitel: LA COCINA
USA/Mexiko 2024, 139 min
Verleih: SquareOne
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Raúl Briones, Rooney Mara
Regie: Alonso Ruizpalacios
Kinostart: 16.01.25
Das war schon niedlich, als Ende der 90er-Jahre etwaige Imitationen von Kochshows aus den USA ins deutsche Allerlei-Fernsehen schwappten, und nicht wenige junge Menschen naiv genug waren, als Berufsziel TV-Koch oder eben gleich Sternekoch anzugeben, weil sich ja genau damit im Handumdrehen Ruhm, Reichtum und ein lässiges Leben erreichen ließen. Es dürfte von den Berufsanfängern ein Bruchteil gewesen sein, der nach Ausbildungsbeginn die Arbeit in der Küche irgendwie fortgesetzt hat: Willkommen in der Realität!
Willkommen im „The Grill“, ein angesagtes Restaurant am Times Square, eine Szenerie, die an die 80er erinnert, als New York noch dreckiger und rauher war als heute. „The Grill“ versorgt Touristen und New Yorker in Heeresscharen, das Team in der Küche arbeitet im Akkord unter oft grenzwertigen Bedingungen, und der flapsige Spruch, wem es zu heiß in der Küche ist, sollte nicht Koch werden, paßt hier wie die Faust aufs Auge. Hektik, Lärm, Hitze, Gereiztheit, Machtspiele und Rivalität beherrschen die Atmosphäre, Angst mischt sich dazu, vor allem bei denen, die wegen einer Aufenthaltsgenehmigung den Job angenommen haben. In LA COCINA stehen Koch Pedro und Kellnerin Julia im Fokus, sie haben ein eigenwilliges Verhältnis, zu dem alte Dämonen und große Geheimnisse gehören, die bald übergroß werden. Dann fehlen auch noch 800 Dollar in der Tageskasse, der Verdacht fällt auf die papierlosen Köche, Pedros Nerven liegen eh schon blank, er rastet völlig aus ...
Alonso Ruizpalacios erzählt von einem Ort, an dem Menschsein und der Wert von Arbeit neu verhandelt werden, er entlarvt in bestechenden Schwarzweiß-Bildern die immense Gutgläubigkeit des amerikanischen Traums, und die heutzutage so naseweis von gerade europäischen Diversitätsapologeten eifrig befeuerten Schmelztiegelphantasien fallen in einem Mikrokosmos, in dem ausgestellter Rassismus und schmieriger Machismo Tagesordnung sind, souffléartig zusammen. LA COCINA ist großartige Filmkunst im ursprünglichen Sinn, visuell herausfordernd, mit kantigen Charakteren durchaus auch anstrengend, aber immer mitreißend und anrührend. Aus jeder Pore atmet ein zutiefst humanistischer Film, der kurz vor Schluß geradezu erlösend auf Grün setzt – die Farbe der Hoffnung.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.