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La Danse – Das Ballett der Pariser Oper

Die Welt des Tanzes im Tunnelblick

Wer es im Ballett an die Weltspitze schaffen will, der braucht neben Talent und körperlicher Idealvoraussetzung vor allem eines: eiserne Disziplin. Und wenn ein Dokumentarfilmer sich dieser Welt nähert, dann bringt er bestenfalls selbst etwas davon mit. Der erfahrene Dokumentarist Frederick Wiseman hat über zwölf Wochen eines der besten Ballettensembles der Welt begleitet. Statt den pompösen Aufführungen im Palais Garnier widmet sich Wisemans unaufdringliche Kamera dabei aber viel lieber der knallharten Vorbereitung zu diesen. Unverrückbar bleibt die Linse dabei auf die sehnigen Körper gerichtet, stets der Eleganz der Bewegungen folgend, verliebt in jede Nuance. Diese fixierte Betrachtung sorgt zum einen dafür, daß jeder, der sich für diese Welt des grazilen Tanzes so richtig begeistern kann, bei beinahe jeder Einstellung mit der Zunge schnalzen dürfte. Zum anderen schließt die beharrliche Darstellung der Tanzübungen auch einiges aus. Wie etwa jenen Zuschauer, der nicht schon tanzbegeistert den Kinosaal betritt.

Interessant wird es für letztere Sorte Publikum immer dann, wenn Wiseman sich zwischendurch auch einmal den anderen Elementen des Ballettbetriebs widmet. So besucht er neben den Tanzsälen und Bühnen auch die Kantine und schaut dort dem Küchenpersonal beim Alltagsmalochen über die Schulter oder zeigt, wie bei prunkvollen Dinners die Geldgeber des Balletts hofiert werden. Cinéma verité der alten Schule und zudem ein interessanter Einblick, wie ein renommierter weltstädtischer Kulturbetrieb so funktioniert.

Die Ausflüge in andere Bereiche sind in Wisemans minutiöser Studie aber nur punktuelle Farbtupfer. Zu selten die Momente, in denen er einmal weg von der Tanzkunst hin zur Restwelt schwenkt. So mag Wiseman seinen völligen Verzicht auf Interviews als Prinzipientreue verkaufen, aber das Fehlen auflockernder Elemente dieser Art tut dem Film nicht nur gut. Ein paar Worte über Gefühle und Berufsauffassung der Künstler selber hätte etwas Leben reingebracht in den kargen Beobachtungsreigen.

Und so sind selbst bei Anhängern der Tanzkunst am Ende Muße und Sitzfleisch gefragt. Wobei wir wieder bei der eisernen Disziplin wären, die das Ballett nun einmal von jedem zu verlangen scheint. In diesem Fall auch vom Zuschauer.

Originaltitel: LA DANSE – LE BALLET DE L’OPÉRA DE PARIS

USA/F 2009, 158 min
FSK 0
Verleih: Kool

Genre: Dokumentation

Regie: Frederick Wiseman

Kinostart: 30.12.10

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...