Originaltitel: LABOR DAY

USA 2013, 111 min
FSK 6
Verleih: Paramount

Genre: Drama, Liebe, Literaturverfilmung

Darsteller: Kate Winslet, Josh Brolin, Gattlin Griffith

Regie: Jason Reitman

Kinostart: 08.05.14

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Labor Day

Das Warten auf den starken Mann

Jason Reitman gehört zu diesen Regisseuren, mit denen man nichts verkehrt macht. Perfekt balancierten seine bisherigen Arbeiten zwischen Independent und Mainstream. Das heißt, man bekommt immer eine intelligente Geschichte geboten, die ihre Intelligenz nie raushängen, gar Intellektualität werden läßt. Man bekommt das Ungewöhnliche und Quergedachte in sanften Dosen und in einem Stil, der dies und das von den Tugenden des New Hollywood abgeschaut hat, aber dabei nie vergißt, was Hollywood, egal wann und wie, immer schätzt: Gefühl und Gefühligkeit samt Sympathieträgern in klassischem Handwerk.

Man schaue einfach mal wieder JUNO oder UP IN THE AIR, um zu begreifen, wie gut Reitman das beherrscht. Und danach LABOR DAY, um zu sehen, daß es dann manchmal trotzdem nicht richtig klappt. Nicht, daß Reitmans neuestes Werk schlecht ist, hat es doch erst mal alles, von dem man annehmen kann, daß man damit nichts verkehrt macht: eben Gefühl und Gefühligkeit, samt Sympathieträgern in klassischem Handwerk.

LABOR DAY führt ins Jahr 1987, in eine Kleinstadt in Massachusetts. Hier lebt der 13jährige Henry allein mit seiner psychisch angeknacksten Mutter Adele. Die schlittert nah an der Depression, ist erschöpft und antriebslos. Und es verdankt sich wohl nur Henry, daß Adele sich noch nicht gänzlich aufgegeben hat. Daß diese Frau dann allerdings wieder richtig auf die Beine kommt, ist die Schuld von Frank. Ein Häftling auf der Flucht, dem mehr noch als die Polizei die Geister der Vergangenheit im Nacken sitzen. Adele und Henry als Geiseln nehmend, versteckt Frank sich bei ihnen – und entpuppt sich dann bald als der Mann, auf den Frau und Kind schon lange warteten.

Und genau darin liegt die dramaturgische Bruchstelle dieser Verfilmung eines Schmökers der Autorin Joyce Maynard. Die Bruchstelle hin zur Trivialität. Zum Klischee. Dieses Warten von angeknackster Frau und überfordertem Kind auf den starken Mann. Der dann natürlich auch einer ist, unter dessen rauher Schale ein selbstverständlich weicher Kern lauert. Und es ist ja nicht so, daß Josh Brolin derlei nicht spielen kann, im Gegenteil. Aber was andererseits Jason Reitman an einer Konstellation reizte, die so originell ist wie in einer Rosamunde-Pilcher-Schmonzette, ist ein Rätsel.

Ganz klar: Hier fehlt das Ungewöhnliche, Quergedachte. Und es fehlt, weil die Frau fehlt, die ebenbürtig und stark ist. So bleibt’s beim Gefühligen. Aber das in schönster Ausführlichkeit.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.