Originaltitel: LAKEVIEW TERRACE
USA 2008, 110 min
FSK 12
Verleih: Sony
Genre: Drama, Psycho, Thriller
Darsteller: Samuel L. Jackson, Patrick Wilson, Kerry Washington, Jay Hernandez
Regie: Neil La Bute
Kinostart: 18.12.08
Samuel L. Jacksons Arbeitspensum gehört zur Spitze in Hollywood, keine Frage. Und man sieht ihm gern zu, dem charismatischen Akteur mit der Donnerstimme. In letzter Zeit hatte man allerdings ein wenig das Gefühl, daß Mr. Jackson sich auf die prägnante Nebenrolle in mediokrer Dutzendware festgelegt hat. Ob als eindimensionaler Antagonist in JUMPER oder als Hotelmanager in ZIMMER 1408, Pflichterfüllung statt Glanzleistung schien die Devise. Umso erfreulicher, daß er in diesem Thriller wieder sein ganzes Können zeigen darf. Als psychopathischer Nachbar eines frisch in die Vorstadt gezogenen Ehepaars darf er einen richtigen Badass spielen, sozusagen den Anti-Obama.
Der teuflische Nachbar heißt Abel Turner und ist ein knallharter L.A. Cop. Den Gesetzeshüter gibt er auch gern daheim, sehr zum Leidwesen seiner beiden Kinder, die er allein erzieht. Abel hat zudem gleich die ganze Nachbarschaft zu seinem Schutzgebiet erklärt, er mag es ruhig und konservativ in seiner Straße. Deshalb paßt es ihm gar nicht, als ein gemischtrassiges junges Paar ins Haus nebenan zieht. Den Ehemann Chris, einen weißen Elite-College-Abgänger, hat der Supercop sofort auf dem Kieker. Im sich ausweitenden Nachbarschaftsstreit treten zunehmend unterschwellige Rassismen zu Tage, die sich bald auch auf die Beziehung der beiden Frischvermählten auswirken.
Was für ein abgenutzter Konflikt, möchte man meinen, wie oft schon hat man Nachbarschaftskriege durch alle Genres hinweg verarbeitet gesehen. Doch LAKEVIEW TERRACE fesselt wirklich, was zum einen daran liegt, daß er seine Figuren ernst nimmt und ihnen verschiedene Facetten zugesteht, zum anderen, daß er das Thema Alltagsrassismus so spannend verarbeitet, wie es seit L.A. CRASH wohl kaum ein Film aus der Traumfabrik getan hat. So geschickt der Film allerdings lange mit Klischees spielt und diese immer wieder interessant bricht, so plump gebraucht er am Ende das schablonenhafte Hollywood-Ende einer Gewalt-Eskalation.
Warum die Macher dies für nötig empfanden, bleibt ihr Geheimnis, es hätte weitaus stimmigere, klügere Enden gegeben, die bereits in der Handlung angelegt waren. Es bleibt daher der unschöne Nachgeschmack vergebenen Potentials. Und der Trost, daß zumindest Mr. Jackson seine spielerische Kraft diesmal vollends einbringen konnte.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...