Originaltitel: LAND OF THE DEAD
USA/Kanada/F 2005, 93 min
FSK 18
Verleih: UIP
Genre: Horror, Satire
Darsteller: Simon Baker, John Leguizamo, Dennis Hopper, Asia Argento, Robert Joy
Stab:
Regie: George A. Romero
Drehbuch: George A. Romero
Kinostart: 01.09.05
Als 1968 George A. Romeros DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN startete, leerte die Kritik unisono alle Schmutzkübel über dem "primitiven Machwerk" aus. Jahre später wurde es plötzlich als Statement gegen Rassismus gesehen. Romero war angemessen beeindruckt, wußte er doch von solchem Hintersinn selbst nichts. Aber er nahm sich offensichtlich diese Interpretation zu Herzen und baute entsprechende sozialkritische Bezüge in seine zwei Fortsetzungen ein. Hier folgt nun Nummer Drei – deutlicher denn je.
Mittlerweile beherrschen die Zombies unsere Welt; nur eine einzige Stadt blieb bislang verschont. Während die Snobs shoppen und feiern, kämpfen die Unterprivilegierten vor den Toren darum, nicht von den wandelnden Toten zerfleischt zu werden. Doch diesmal zeichnet Romero seine verwesenden Darsteller parallel fast überdeutlich als Opfer. Sie üben ihre ehemaligen Tätigkeiten aus oder versuchen es zumindest, halten Händchen, erfreuen sich temporär an Feuerwerk. Letzteres ist dann auch ihr endgültiger Tod, da es Säuberungstruppen zur Ablenkung und somit leichten Beseitigung dient. Moralische Sprüche wie "Das ist keine Schlacht, sondern ein Massaker!" inklusive.
Auch sonst verdrehen sich bekannte Gut-gegen-Böse-Klischees: Die Menschen gehen diversen finsteren Geschäften nach, der untote Anführer dagegen versucht alles, seine Kollegen zu retten, und empfindet sogar Trauer. Aber weil selbst so ein grundsympathischer Zombie fressen muß – und Romero nun mal Romero ist –, darf sich der geneigte Fan trotzdem auf einige drastische Effekte freuen. Eine Gratwanderung, welche trotz erzählerischer sowie handwerklicher Monotonie (Standardcharaktere, blaue Bilder, akustische Schocks, das Übliche eben) aufgrund origineller Momente und einer teils beklemmend dichten Atmosphäre erstaunlich gut gelingt, obwohl sie am Ende gänzlich in enervierende Holzhammer-Metaphorik abgleitet.
Um es also auf den Punkt zu bringen: LAND OF THE DEAD erfüllt auch ohne dezente Untertöne den eigenen Anspruch, blutrote Sozialkritik mit Gedöns und Gedärm zu sein. Wer angesichts im Internet kursierender Trailer ein spritziges Non-Stop-Schlachtfest erwartet, sitzt deshalb buchstäblich im falschen Film.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...