Österreich/D/Luxemburg 2006, 106 min
Verleih: Fox

Genre: Abenteuer, Kinderfilm, Erwachsenwerden

Darsteller: Julia Krombach, Clarence John Ryan, Christoph Waltz, Lena Stolze

Regie: Wolfgang Murnberger

Kinostart: 05.10.06

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Lapislazuli

Mein Freund der Neandertaler

Ein Komet stürzt glühend in die Alpenidylle unweit von Innsbruck. Er brennt sich durch das Eis eines Gletschers und weckt einen Neandertalerjungen, der dort 40.000 Jahre zuvor eingefroren wurde ... Sophie erblickt eine Sternschnuppe am Nachthimmel. Sie hat aufgehört, sich etwas zu wünschen, seit ihre Mutter starb. Sophies Vater Tom hat nun eine neue Frau, und die nervige Stiefschwester Lissy gab es gleich dazu. Vom gemeinsamen Urlaub bei Innsbruck hat Sophie nach einem Tag schon genug. Sie reißt aus. Während die Bergwacht nun die Umgebung nach der Zwölfjährigen durchkämmt, begegnet sie einem seltsam aussehenden Jungen, der ihre Sprache nicht spricht, mit dem Speer auf Jagd geht und bei Bedarf auch mal Bäume fällt. Sein Name ist Bataa, einst fiel er in eine Gletscherspalte und wurde im Eis konserviert. Nun will er seinem Stamm folgen und braucht Sophies Hilfe. Gemeinsam mit einem mysteriösen Einsiedler und ihren Eltern beschützt sie Bataa vor sensationslüsternen Jägern und begleitet ihn auf seiner letzten Reise.

Die Überraschung ist gelungen! Das Team hinter den süffisanten Brenner-Krimis SILENTIUM und KOMM SÜSSER TOD hat einen makellosen Familienfilm gedreht. Was anfangs wie die Anordnung für eine Fantasy-Handlung anmutet, entpuppt sich tatsächlich als abenteuerliche Familienzusammenführung. Die glaubwürdige Freundschaft zwischen dem Großstadtmädchen und dem Neandertaler entsteht beinahe wortlos und ist somit erholsames Kontrastprogramm zu den neunmalklugen Gören, denen man in deutschen Kinderfilmen allzu oft ausgeliefert ist. Die eigens für den Film entwickelte Sprache ist faszinierend und macht die Illusion vom aufgetauten Höhlenmenschen perfekt.

Patchwork-Familien, der Tod geliebter Menschen, der Kreislauf des Lebens, Naturreligionen und gefährlicher Ehrgeiz - ein ordentliches Paket ernster Themen, mit dem LAPISLAZULI seine jungen Zuschauer konfrontiert. Daß der Film nie schwermütig oder didaktisch gerät, ist vor allem den natürlichen Darstellern und einem gut recherchierten, stimmigen Drehbuch von Volker Krappen und Wolfgang Murnberger zu verdanken. Es gelingt ihnen spielerisch, das Publikum ernst zu nehmen, es mit Wissenswertem zur Lebensweise der Neandertaler zu versorgen und gleichzeitig spannend zu unterhalten. Ein bravouröses Kinoabenteuer.

[ Roman Klink ]