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Last Night

Von modernen Menschen

Es gehört Mut dazu, einen relevanten Film über eine moderne Beziehung machen zu wollen (und diesen Anspruch kann man spüren), der offensichtlich in einem Umfeld angesiedelt ist, welches das gediegene Odeur eines bulthaup-Küchenstudios ausstrahlt. Denn Joanna und Michael Reed, das Heldenpaar aus Massy Tadjedins Geschichte, haben alles, was man so braucht, um erst einmal nicht mit existentiellen Problemen zu kämpfen. Dazu sind sie gutaussehend, es gibt noch keine Kinder als Reibungsfläche und auch psychologisch keine Labilitäten weit und breit. Gut, eigentlich wollte Joanna schon lange mal ihr zweites Buch geschrieben haben.

Doch dieses kleine Problem wird an jenem Abend, als sie zusehen muß, wie ihr Mann seine neue Kollegin Laura ansieht, stark überlagert. Von einem Gefühl der Verunsicherung. Da waren Schwingungen im Raum, die nicht wegzureden sind, auch wenn Michael nach einer kleinen Szene, Treueversprechen und versöhnendem nächtlichen Rühreiessen grade noch mal die Kurve kriegt. Dann fährt er auf Geschäftsreise. Mit Laura.

Und kaum ist er aus der Stadt hinaus, passiert es, daß das Schicksal Joannas Ex auf die Bühne des Lebens weht: Alex, Schriftsteller aus Paris. Das Tableau ist also ziemlich übersichtlich angerichtet. Überraschende Ecken und Kanten sind auch auf der Besetzungsliste nicht zu finden: Keira Knightley gibt die eher mädchenhafte Kreative, Laura, von Eva Mendes gespielt, ist einfach zum Umfallen wohlproportioniert und optisch präsent. Dann Guillaume Canet als leicht verwuschelter Bohemian im Pendant zu Ehemann Michael, Sam Worthington, der bestimmt mal Sportstar seiner Schule war, bevor er zum Lieblingsschwiegersohn aufstieg. Die Auflösung des ehelichen Gewissenskonfliktes, wer folgt jetzt seinen Begierden wie, ist klassisch: Frau redet viel, aber vögelt nicht, Mann kann nicht widerstehen, aber Liebe ist nicht dabei. Frau betrügt also auf einer emotionalen Skala gesehen „mehr“, denn hier sind Gefühle im Spiel. So.

Das aber wußten wir bereits, macht dennoch nichts, denn wir lesen uns ja auch gerne zwischendrin mal eine „Elle“-Beziehungskolumne durch und müssen bulthaup-Küchen ein prima und dazu fast unkaputtbares Design zugestehen. Und was ist eigentich gegen Schöne-Menschen-Gucken zu sagen? Deswegen ... Außerdem ist schnoddrig hippes Beziehungsgerede in, sagen wir mal, spartanischen Prenzelberger Künstlerherbergen, viel unerträglicher.

[ Susanne Schulz ]