Originaltitel: LES POUPÉES RUSSES

F 2005, 125 min
Verleih: Tobis

Genre: Komödie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Romain Duris, Kelly Reilly, Audrey Tautou, Cécile de France, Kevin Bishop

Regie: Cédric Klapisch

Kinostart: 03.11.05

Noch keine Bewertung

L’Auberge Espagnole – Wiedersehen in St. Petersburg

Und alle: "Ein Freund, ein guter Freund ..."

Fans gelungener Komödien haben Grund zur Freude: Nachdem sie in BARCELONA FÜR EIN JAHR zusammenwohnten, hat sich das Grüppchen um Xavier in alle Winde verstreut. Doch wie das Leben so spielt, findet man sich plötzlich auf den seltsamsten Umwegen wieder und wird schließlich sogar erneut vereint. Grund dafür ist die Hochzeit von Wendys Bruder William mit einer russischen Ballerina. Inzwischen sind allerdings fünf Jahre vergangen, und so gerät das Treffen zur chaotischen Nummernrevue ...

Jede einzelne Szene macht deutlich, daß auch dieser Fortsetzung sehr viel an ihren Protagonisten liegt. Beispielsweise darf Audrey Tautou, sowieso schon die leibhaftige Reinkarnation Schneewittchens, als Prinzessin vom Märchenwald umwuchert werden. Beeindruckende tragikomische Qualität durchzieht ebenfalls die Sequenz, in der Lesbierin Isabelle als Xaviers Verlobte herhalten muß (und dabei 1000 Tode stirbt), weil dessen Großvater sich so sehr eine Frau für den geliebten Enkel wünscht.

Damit wären wir aber auch gleich beim großen Problem des Sequels, nämlich seinem relativ zerstückelten Charakter, angelangt. Einsprengsel wie das eben genannte sind charmant und humorvoll, werden jedoch gleichzeitig einfach abgehakt, Figuren kommen und gehen. Xaviers Opa taucht niemals wieder auf – wo ist er geblieben? Zudem rückt diesmal, noch mehr als einst, Romain "Xavier" Duris in den Mittelpunkt des Geschehens, darf unsicher zwischen mehreren Frauen schwanken, seinem Traum hinterherlaufen und grundsätzlich nichts erreichen. Über weite Strecken geht das in Ordnung, doch manchmal kann man Duris’ larmoyanten Dackelblick einfach nicht mehr ersehen. Etwas größerer Freiraum für seine Kollegen (gerade Kelly Reilly und Cécile de France wäre zusätzliche Leinwandzeit zu gönnen gewesen) hätte Wunder gewirkt.

Letztlich verläuft dieses WIEDERSEHEN IN ST. PETERSBURG wie die meisten Treffen mit ehemaligen Freunden: Es macht Laune und sorgt für Wohlbefinden inklusive trauriger Spitzen – die guten alten Zeiten bleiben allerdings unerreicht.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...