Von Zeit zu Zeit wildert Justitia in Amors Revier und verschießt Liebespfeile. Das hat im Kino Tradition und brachte den einen oder anderen famosen Film hervor. Als der beispielhafte EINE darf wohl George Cukors EHEKRIEG (1949) mit dem zankenden Anwaltsduo Katherine Hepburn/Spencer Tracy gelten, dessen mittlerweile etwas altväterlicher Charme auch in Peter Howitts nagelneue Romantikkomödie gefahren ist. Und letztere, reichlich bieder aber quirlig inszeniert, gehört nun sicher zu jenen Kino-Kleinigkeiten, die man sich nicht aus dem Kopf schlagen muß. So hoch will Howitt nämlich gar nicht hinaus. Warum sich aber nicht einfach mal an den Füßen kitzeln lassen?!
Beispielsweise von der spröden Julianne Moore, die mit einer Geschichte, die sie zu Recht nicht etwa geistreich sondern "süß und lustig" nennt, zum Ausflug ins komödiantische Fach überredet werden konnte. Entlang an sämtlichen Klischees der emanzipierten Karrierefrau, die ihren Frust mit Süßigkeiten herunterschluckt und unter weiblicher Hinterlist ein zartes Herz verbirgt, spielt sie die verkniffene Scheidungsanwältin Audrey. Die trifft auf den nicht minder attraktiven Anwalt der Gegenseite: Pierce Brosnan - lässig, eloquent und in Gesicht wie Klamottage edel geknittert. Um nun die beiden Scheidungsspezialisten ins Bett und in die Ehe zu kriegen, fließt vor allem Alkohol. Der ist Schuld an ihrer ersten heißen Nacht. Die nachfolgende Katerstimmung beflügelt den Krieg vor Gericht, bei dem kein mieser Trick ausgelassen wird, um einer Mandantin "mit dem IQ einer Tischplatte" den horrenden Unterhalt zu erstreiten oder dem zukünftigen Ex-Gatten bittere Armut zu bescheinigen. Ein scheidungswilliges Rockstar-Pärchen führt die Anwälte auf ein Märchenschloß in Irland, und eine Bier- und Whisky-Orgie direktemang ins Verderben: Sie wachen als Eheleute auf.
Pralinige Romantik, ein Geschlechterduett, das bei seinen Reibereien zwischenzeitlich Funken schlägt, biestige Einzeiler ("Das letzte, was an einer Frau alt wird, sind die Schultern"), Seitenhiebe auf MTV-Formate und prima überzogene Nebenfiguren - das ist unkomplizierte Unterhaltung für einen Erwachsenenabend in Freizeitkleidung. Mea culpa, ich habe gelacht.
Originaltitel: LAWS OF ATTRACTION
USA 2004, 91 min
Verleih: Karlstor
Genre: Komödie, Liebe, Romantik
Darsteller: Julianne Moore, Pierce Brosnan, Parker Posey, Michael Sheen, Frances Fisher
Regie: Peter Howitt
Kinostart: 16.06.05
[ Sylvia Görke ]