Daß es auch in der Türkei nach 1968 eine marxistische Studenten- und Arbeiterbewegung gab, ist hierzulande kaum bekannt. Sie währte kurz und endete blutig. 1971 putschte sich das Militär an die Macht. Nach dem Vorbild Fidel Castros und Che Guevaras entschlossen sich einige Köpfe der Opposition zum bewaffneten Widerstand. Es entstand die "Türkische Befreiungsarmee", deren Einheiten binnen Kürze aufgemischt wurden. Die Kräfte um den Führenden Deniz Gezmis gerieten selbst in Militärhaft. Gezmis und zwei seiner engsten Gefährten wurden 1972 hingerichtet, der vorherige Prozeß war eine Farce. Einsetzend mit der Schilderung der Gerichtsverhandlung versucht der Spielfilm, den Werdegang der Ereignisse um Deniz Gezmis zu rekonstruieren. Mit Archivaufnahmen und nachgedrehten, retrospektiven Szenen wird diese Chronologie immer wieder unterbrochen.
Auch wenn die überdeutliche Heldenzeichnung ein wenig an Kurt Maetzigs Ernst Thälmann erinnert, grenzt es nahezu an ein Wunder, daß es diese türkische Produktion überhaupt gibt. Rechte Kräfte versuchten, die Dreharbeiten zu sabotieren, die Geldbeschaffung gestaltete sich als äußerst problematisch. Denn natürlich stieß das Thema offiziell auf wenig Gegenliebe, zu offensichtlich sind die Analogien zum Fall Öcalan...
Originaltitel: HOSCAKAL YARIN
Türkei 1998, 110 min
Verleih: Kinemathek
Genre: Polit, Drama
Darsteller: Berhan Simsek, Tuncer Necmioglu, Tuncel Kurtiz
Regie: Reis Celik
Kinostart: 06.12.99
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