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Leroy

Augenzwinkernder und erfrischender Jugendfilm

"Hey Mann, Sex ist wie täglich Brot, oder Tzatziki ..." Mit solch’ flotten Sprüchen aus dem Munde seines Freundes Dimitri, der sich als Halbgrieche fühlt, kann der etwas zurückgenommene Leroy wenig anfangen. Leroy, dieser niedliche Atompilz, wie er wegen seines unbändigen Afros gerufen wird, lernt fleißig, weiß viel, für seine entnervten Freunde manchmal auch zu viel, er spielt Cello und hat trotzdem Augen für das Leben da draußen - zum Beispiel für die reizende Eva. Es wird also in Armin Völckers’ Regiedebüt nicht lange gefackelt, nach knapp zehn Minuten darf der Nachwuchssänger Clueso schon reimen "Ich bin verliebt, und das geht tief ...". Es ist geschehen um unseren Leroy, auch die holde Eva ist entzückt, alles paletti also.

Weit gefehlt, denn Eva heißt mit Nachnamen Braune, und so ist auch ihre Familie drauf: fünf kurzgeschorene Brüder mit depperten Blick und strammen Schritt, der Vater heißt Gottfried und selbst einer der Wellensittiche hört auf den Namen Rommel. Und da taucht nun dieser schwarze Jüngling auf. Ein Schwarzer im Hause Braune? Das geht gar nicht, mit Negern kommt die Braune-Brut nur klar, so lang diese in Afrika Hirse stampfen! Konflikte, auch handgreifliche, bleiben nicht aus, Leroy muß sich mit seinen Wurzeln beschäftigen, zur Gegenwehr ansetzen, die Auge um Auge, Zahn um Zahn und mit einer Horde militanter Lesben abgehen wird. Eva wird ins Krankenhaus kommen und am Ende tatsächlich Farbe in ihr deutsches Heim bringen ...

Natürlich erzählt Völckers auch augenzwinkernd in diesem erfrischend anderen Jugendfilm. Er nimmt zwar die Besinnung Leroys auf seine Wurzeln ernst genug, läßt trotzdem manch witzige Auseinandersetzung mit der Blaxploitation-Welle der 70er punkten, und hat zum Glück keinen moralinsauren Ansatz über latenten Rassismus und Integrationsschwierigkeiten parat. Spielerisch geht er mit Ressentiments gegenüber Andersartigen um, wenn auch sicherlich nicht jeder Scherz ins - Pardon! - Schwarze trifft: der Witz über das Treffen einer Gruppe arbeitsloser Afrikaner, die sich daher SCHWARTZ IV nennen, ist ein bißchen schwach auf der Brust. Aber wenn ausgerechnet Günther Kaufmann, der Leroys Vater spielt, meint, er habe so gar keine Angst vor dem Knast, dann schmunzelt man schon wieder.

Überhaupt sind die Darsteller, vor allem die jungen klasse. Alain Morel macht als Leroy mit Unschuldsmine und Wuschelkopf eine wirklich gute Figur, wenn ihm auch das derzeit hoffnungsvollste Gesicht des jungen deutschen Kinos die Schau stiehlt: Constantin von Jascheroff als Sidekick Dimitri kann nicht nur mal wieder gut spielen, sondern darf sich endlich auch als Komödiant beweisen.

D 2007, 92 min
Verleih: X Verleih

Genre: Komödie, Erwachsenwerden

Darsteller: Alain Morel, Constantin von Jascheroff, Günther Kaufmann

Regie: Armin Völckers

Kinostart: 27.09.07

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.