Zehn Millionen Briefe haben die Iraner laut offiziellen Angaben an ihren Präsidenten Ahmadinejad seit dessen Amtsantritt 2005 geschrieben. Briefe, die arme Menschen in der verzweifelten Hoffnung schreiben, mit ihren großen Problemen Gehör zu finden. Eine Hoffnung, die Ahmadinejad mit seinen Reden und Versprechungen immer neu schürt. Und jeder kennt jemanden, dessen Brief in dem eigens dafür eingerichteten Zentrum gelesen, geprüft und schließlich beantwortet wurde. "Der Präsident ist ein brillanter Diplomat, er hat uns die Atomenergie gebracht und wenn er mir einen zinsfreien Kredit über 2.000 Dollar gewährt …" "Schließlich kann er nichts dafür, daß es zwei Jahre nicht geregnet hat." "Nichts, was er anfängt, macht er fertig. Er ist wie ein Bauer, der sät, aber nicht gießt." Der Film hört jedem zu: Denen, die sich in einem Satz gleich selbst widersprechen. Denen, die aus Angst mit vielen Worten nichts sagen. Denen, die offene Kritik an Mißwirtschaft, Regime und Kleidervorschriften üben.
Der Regisseur Petr Lom, dem es als einzigem Ausländer gestattet war, den Präsidenten Ahmadinejad auf einigen seiner Reisen in die iranische Provinz zu begleiten, entwickelt in einer zurückhaltenden Montage die Momentaufnahme eines Landes, in dem sich die Menschen Sorgen machen: über die Lebensmittelpreise, die Amerikaner, die Stromversorgung, den Weg ins Paradies. LETTERS TO THE PRESIDENT demonstriert, wie schwierig es ist, ein abschließendes Urteil über die Politik eines Landes zu fällen, in dem Pragmatismus, religiöse Praxis, politische Strategie und gezielte Manipulation Teil desselben Systems sind.
Originaltitel: LETTERS TO THE PRESIDENT
Iran/Kanada 2009, 74 min
Genre: Dokumentation
Regie: Petr Lom