Originaltitel: EVERY DAY
USA 2017, 98 min
FSK 6
Verleih: Splendid
Genre: Literaturverfilmung, Erwachsenwerden, Science Fiction
Darsteller: Angourie Rice, Juctice Smith, Maria Bello
Regie: Michael Suscy
Kinostart: 31.05.18
2015 gewann die Übersetzung des amerikanischen Bestsellers „Every Day“ von David Levithan unter dem Titel „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ den Deutschen Jugendliteraturpreis der Jugendjury. Damit zeigte sich wieder einmal, wie populär bei Teenagern weltweit romantische Begegnungen der dritten Art sind. Jetzt adaptierte Michael Suscy die Geschichte für das Kino.
Die körperlose Seele A bewohnt täglich einen anderen Menschen. Immer sind es 16jährige Jugendliche, nie ist es dieselbe Person zweimal, und der geographische Umkreis der körperlichen Hüllen, in die A einziehen kann, ist überschaubar. Doch anders als in der Buchvorlage wird die Geschichte nicht aus der Perspektive von A erzählt, sondern wir erleben sie durch die Augen von Rhiannon, einem Mädchen, das eigentlich ein recht durchschnittliches Leben führt. Sie ist eine hilfsbereite Schülerin und darauf bedacht, Harmonie in ihrer Familie zu verbreiten, die nach dem Nervenzusammenbruch des Vaters durch eine Krise geht.
Ihr Freund Justin ist der Supersportler der Schule, ein gutaussehender, aber ebenso selbstverliebter Typ, der mit Rhiannon hauptsächlich zusammen ist, weil sie ihn so schön anhimmelt und ansonsten keine Probleme macht. Alles ändert sich, als A eines Morgens in Justins Körper aufwacht. Für einen Tag lernt Rhiannon plötzlich einen aufmerksamen, zugewandten Justin kennen, der ihr zuhört. Und das erste Mal erfährt auch A, was Liebe ist, denn er/sie/es ist ganz hingerissen von Rhiannon. Mit allen Mitteln versucht A nun, in ihrer Nähe zu sein. Aber wie soll eine Seele einem Menschen klarmachen, daß sie, egal welche äußere Form sie gerade angenommen hat, doch im Kern immer dieselbe bleibt?
Erscheint das Setting auf den ersten Blick einfach, so bietet es durchaus Raum, die großen philosophischen Fragen zu stellen. Und Suscy nutzt diese Spielfläche, um sich mit einer seiner Zielgruppe angemessenen Leichtigkeit mit Genderfragen, Diversität, aber in gewisser Weise auch mit der Selbsterschaffung von Identität auseinanderzusetzen, die in Zeiten des Internets eine tragende Rolle spielt. Es bleibt zu spekulieren, wie der Plot mit mehr Sex – speziell Sex mit Frauen – und einer kantigeren Hauptfigur ausgesehen hätte, aber verglichen mit der durchschnittlichen Teen-Romanze ist ein überraschend unterhaltsamer Jugendfilm mit Tiefgang entstanden.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...