Originaltitel: LIBERTY HEIGHTS
USA 1999, 127 min
Verleih: Warner
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Ben Foster, Adrien Brody, Joe Mantegna
Regie: Barry Levinson
Kinostart: 05.10.00
Es gibt Filme, bei denen wäre es ob ihrer Komplexität sträflich, sie in zehneinhalb Sätzen zu skizzieren.
LIBERTY HEIGHTS gehört zu diesen Seltenheiten des amerikanischen Gegenwartskinos, die es vermögen, Stimmungen und Emotionen einer Zeit und deren melancholische Helden so schlicht, auf leisen Sohlen und so herzzerreißend zu projizieren, daß man zutiefst berührt und glücklich zugleich das Kino verläßt. Es geht hier nicht nur um die Geschichte des Teenagers Ben, der gegen die peinlichen Nebenwirkungen seiner erwachenden Sexualität kämpft und für die Akzeptanz seiner jüdischen Familie und Freunde rebelliert, nicht nur um die Schwierigkeiten einer "gemischten" Freundschaft zwischen ihm und dem bezaubernden schwarzen Mädchen Sylvia. Barry Levinson ist mehr galanter Beobachter als diktierender Erzähler. Fast beiläufig, aber weit entfernt von jeglicher Oberflächlichkeit, haucht er die katastrophale Mißwirtschaft von Bens Vater, einem Varieté-Betreiber und Lotterie-Schalk, ins Geschehen, attackiert er die reaktionäre Langsamkeit, mit der Mitte der 50er Jahre die Rassentrennung in Amerika aufgehoben wurde und erinnert sich an die qualvolle Prozedur des ersten Verliebtseins.
Barry Levinson ist dabei ein ungemein großes Potential an Humor und Lebensweisheit - keine stumpfe Altersschlaumeierei! - eigen, was seinen Film so lebensecht, so nachfühlbar, so wahr macht.
Und nicht zuletzt verbeugt sich Levinson mit seinem meisterlichen Film vor der schwarzen Musik. Wenn er Ben und Sylvia gemeinsam auf ein James-Brown-Konzert schickt, müßte eigentlich dem letzten Ignoranten klar werden, worin die Wurzel, das Herzblut und das Gefühl guter Musik liegt.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.