Originaltitel: LAST CHANCE HARVEY

USA 2008, 92 min
FSK 0
Verleih: Concorde

Genre: Romantik, Komödie

Darsteller: Dustin Hoffman, Emma Thompson, Eileen Atkins

Regie: Joel Hopkins

Kinostart: 16.04.09

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Liebe auf den zweiten Blick

Romanze mit brillierendem Darstellerpaar

So wirklich überraschend ist an dieser romantischen Komödie eigentlich wenig, ausgenommen vielleicht die Tatsache, daß hier ein souveräner und durchweg unterhaltsamer Umgang mit diesem möglichen Manko dominiert. Schon der Einstieg ist sanft: Harvey Shine wirft es aus der Bahn, weil sein Job als Komponist für Werbe-Jingles auf der Kippe steht. Eine Beziehung hat er nicht, das einstige Familienglück ist längst in den Sand gesetzt, aber gerade jetzt heiratet seine Tochter Susan, und er muß nach London fliegen. Harvey ergreift diese gewisse Sentimentalität bei dem Gedanken, seine Tochter einem anderen Mann zuzuführen, aber dann wird ihm auch diese Rolle verwehrt – der Stiefvater darf das Kind zum Altar begleiten. Harvey ist erschüttert von dem Gefühl, auf ganzer Linie versagt zu haben. Doch dann verpaßt er seinen Flieger, ein Anruf in Amerika bestätigt ihm seine Kündigung, und er landet in der Flughafen-Bar und bei einigen Drinks. Dort aber sitzt Kate, die Frau, die ihm schon bei seiner Anreise über den Weg lief. Beide beginnen einen humorigen Schlagabtausch, der weitreichende Folgen haben soll.

Joel Hopkins zählt noch zu den Regie-Neulingen, erweist sich hier aber bereits als solider Handwerker, den vor allem eine Ambition zu leiten scheint, nämlich die, kurzweilig zu unterhalten. Das gelingt ihm gut, wobei er sich reichlich Zeit nimmt, seine beiden Figuren in parallel geschnittenen Szenen einzuführen. Ehe das darstellende Paar Thompson/Hoffman endlich aufeinander trifft, darf der Zuschauer die Figuren Harvey und Kate schon als Singles ins Herz schließen. Dabei wirkt die Geschichte im Großen und Ganzen wie aus dem Leben gegriffen, die genrespezifische Überspitzung gerät zuweilen subtil. Dustin Hoffman darf zudem als bedauernswerter Harvey einige Slapstick-Auftritte hinlegen, während sich Kate auf der anderen Seite des großen Teiches mit ihrer herrischen Mutter und traurigen Blind Dates herumschlagen muß.

Wer auf unkompliziert gestrickten Komödienstoff aus ist, wird den Film definitiv mögen und dabei kaum bemerken, daß sich Hopkins in einer Sache wenigstens geirrt hat: Der Größenunterschied zwischen Hoffman und Thompson hätte der bemühten Ausgleichsversuche nicht bedurft. Ob erster Kuß mit Treppchen oder ohne, Thompson mit Absatz oder barfuß – das souveräne, spielfreudige Darstellerpaar brilliert hier in jedem Fall auf Augenhöhe.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.