Originaltitel: HALAL LOVE

Libanon/D 2015, 91 min
FSK 6
Verleih: Neue Visionen

Genre: Tragikomödie, Liebe

Darsteller: Darine Hamzé, Rodrigue Sleiman, Zeinab Hind Khadra

Stab:
Regie: Assad Fouladkar
Drehbuch: Assad Fouladkar

Kinostart: 07.07.16

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Liebe halal

... geht nicht so einfach

Strenge Sitten in Beirut: Eine motiviert fuchtelnde Lehrerin faltet während der Aufklärungsstunde ihre Schützlinge zusammen und gelangt dann zum sowohl sprachlich als auch biologisch interessanten Fazit: „Ein Sperma ist ein Wurm.“ Das versetzt die 8jährige Hiba in Aufruhr, schleimt der zukünftige Bruder vielleicht gerade durchs Zimmer? Und wenn er (nun ja) falsch abbiegt? Schutzmaßnahmen müssen getroffen werden.

Derweil bricht Hibas Mutter Awatef unter Kindern, Haushalt und den Avancen ihres Mannes fast zusammen, weswegen eine Zweitfrau sexuelle Entlastung bringen soll. Erholung pur, kein ständiges „Schnickschnack“ mehr! Hingegen hat es sich zwischen Batoul und Mokhtar wegen nagender Eifersucht mal wieder ausgeschnickt. Mokhtar brüllt zum schon dritten Mal die Scheidung herbei, was reumütige Rückkehr unmöglich macht, bis Batoul zwischendrin einen anderen Mann heiratet, die Ehe vollzieht und ihn dann verläßt. Und schließlich hofft die bislang traurig vegetierende Loubna auf spätes Glück mit ihrem Jugendschwarm, doch der Betreffende ist nicht mehr frei. Aber immerhin affärentechnisch offen.

Worin besteht eigentlich die Motivation, solch’ tragikomischen Zuneigungsreigen zu drehen? Regisseur und Autor Assad Fouladkar nennt das Bemühen, dem nach 9/11 zum „Monster“ mutierten Islam seinen Schrecken zu nehmen, Völkerverständigung zu betreiben. Ziemlich finster, wie hysterische Pauschalisierung und Vorverurteilung dafür überhaupt Notwendigkeit schufen. Doch die gute Nachricht: Aus der bitteren Erfordernis blüht ein angenehmer, luftiger Film auf, schräg im Witz, ehrlich und pieksend, wenn es zu zwischenmenschlichen Wahrheiten kommt, so hingebungsvoll wie sarkastisch universelle Themen verhandelnd. Denn als wäre die Liebe, jenes oft unerreichte Sehnsuchtsziel, nicht schon per se se eine schwierige Angelegenheit, machen religiöse Regeln die ganze Sache kaum hürdenfreier.

Fast scheint Fouladkar da im Statement selbst verwundert über fehlende Probleme beim Passieren der Zensur. Es stimmt: LIEBE HALAL nimmt kein Blatt vor den Mund, lüftet Schleier, entlarvt Stolpersteine. Auf derart sympathische Weise, daß man gern länger beobachtet hätte, wie die kleine Hiba sich ihrer Kriechtier-Phobie stellt, Loubna zur Emanzipation findet, oder Awatefs Ehe interessante Haken schlägt. Sogar ungeachtet der ziemlich, sagen wir, gewöhnungsbedürftigen Synchronisation.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...