Originaltitel: DEAR FRANKIE
GB 2004, 105 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Erwachsenwerden, Drama
Darsteller: Emily Mortimer, Jack McElhone, Gerard Butler
Regie: Shona Auerbach
Kinostart: 21.04.05
Ein Umzug, eine neue Stadt, eine neue Wohnung - der neunjährige Frankie Morrison ist es gewohnt. Seine Mutter Lizzy hält es nie lang an einem Ort aus. Oma Nell spart sich die Bemerkungen und schickt Frankie lieber FishnChips kaufen und Zigaretten für ihre alten Lungen. Abends wird er dann einen Brief an den Vater schreiben, der ist auf hoher See auf der HMS Accra. Frankie wird vom Umzug berichten und davon, daß er von seinem Fenster aus das Meer sieht. Der Junge kommt bestens klar, er könnte bloß etwas mehr sprechen, meint Oma Nell, "... er hat doch so eine schöne Stimme".
Die hat Lizzy seit Jahren nicht mehr gehört, seit Frankies Vater die Beherrschung verlor und Frankie sein Gehör. Seither zieht Familie Morrison stets um. Es ist auch nicht der Vater, der die Briefe beantwortet. Lizzy hat Schiff und Seemann erfunden, um zu erfahren, was in ihrem introvertierten Sohn vorgeht. Doch bald hat Lizzy ein echtes Problem - die HMS Accra gibt es wirklich, und sie wird im Hafen des Städtchens einlaufen. Der einzige Ausweg: jemand muß für einen Tag Frankies Vater spielen.
Shona Auerbachs wunderbares Regiedebüt sorgte schon auf Festivals für Applaus, Seufzer und erhöhten Taschentuchverbrauch. Ihr liebevoller Film ist eines jener seltenen Beispiele, in denen aus den seltsamsten Zutaten etwas Wunderbares entsteht. Denn an sich wird eine konstruierte Geschichte erzählt, der triste Schauplatz eines verregneten schottischen Hafenstädtchens wirkt nicht wirklich einladend, und die Darsteller würde man eher in durchschnittlicher Hollywood-Ware vermuten, als in einem kleinen, bittersüßen, britischen Drama. Und dennoch fügt sich alles zu einem ergreifenden Film, der mit großartigem Humor und manchmal verletzender Ehrlichkeit von einem geduldigen Jungen und seiner überforderten Mutter erzählt, die selbst noch fast ein Mädchen ist. Emily Mortimer ist in dieser Rolle viel zu schön für das rauhe Klima von Docks und Pubs und genau deshalb perfekt besetzt. Gerard Butler, vor kurzem noch der Mann unter der Maske vom PHANTOM DER OPER, spielt den brummig-charmanten Seemann, der für kurze Zeit in die Rolle von Frankies Vater schlüpft, und Jack McElhone als Frankie ist eine vielversprechende Entdeckung.
Die Darsteller und eine Echtheit, bei der man die Seeluft förmlich schmeckt, machen diesen Film zu etwas Besonderem.
[ Roman Klink ]