Dieser Film dürfte für die lokale Leserschaft so etwas wie eine nostalgische Reise sein: Da er großteils in Leipzig gedreht wurde, entdeckt man als Zuschauer immer wieder vertraute Orte und bekannte Ecken. Mal lustwandeln die Protagonisten an den Passage Kinos vorbei, dann treffen sie sich mitten im Zentrum – und so manchem sollte beim Anblick des "Blauen Wunders" ein melancholischer Seufzer über die Lippen kommen. Ja, damals stand es noch ...
Doch auch die Geschichte an sich wird durch ihren im besten Sinne oft fast altmodisch erzählenden Stil vielerlei Erinnerungen wecken. Mit Theresa, der Übersetzerin, und Morten, einem im Wohnwagen auf dem Abstellplatz lebenden Individualisten, treffen hier nämlich zwei Charaktere aufeinander, die weit von den üblichen Schablonen entfernt sind. Entsprechend echt fühlt sich ihre Annäherung an – so schüchtern wie fordernd, gleichzeitig unsicher und trotzdem alles Mögliche in Bewegung setzend, erwächst eine potentielle Beziehung.
Ehe man aber zu tief in persönlichen Erfahrungen versinken kann, schlägt LIEBES SPIEL einen Haken, denn plötzlich hält Theresa Verabredungen nicht mehr ein, geht mit ihrem Boss ins Hotel oder verschwindet spurlos. Morten verzweifelt an diesem Verhalten, entdeckt jedoch bald den Grund dafür: Theresa ist spielsüchtig und würde alles tun, um Geld für ihre verhängnisvolle Leidenschaft aufzutreiben. Tief enttäuscht zieht Morten sich zurück – und Theresa muß jetzt eine Entscheidung treffen.
Angesichts einer Inszenierung, die immer dicht an der Realität bleibt und dabei ihren Hauptfiguren zum Glück auch das Begehen dummer Fehler zugesteht, erweisen sich einige Nebenhandlungen als schlicht unnötig. Unter anderem bringt die Episode mit Theresas einsam-schleimigem Chef den Plot letztlich nicht weiter. Sei es drum: Neben der erwähnten Nähe zum Leben garantieren tolle Darsteller, ein stellenweise schon psychedelischer Soundtrack sowie unter die Haut kriechende Szenen – beispielsweise die Sequenz im Nebel – Unterhaltung der anspruchsvollen Art. Und daß Morten zwar sein persönliches Happy End träumen darf, dieses aber nicht als simple Lösung präsentiert wird, ist quasi das i-Tüpfelchen auf einem angenehm anderen Liebesfilm.
D 2005, 90 min
Verleih: Atlas
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Florian Stetter, Maggie Peren, Bruno F. Apitz, Henning Peker, Gunter Schoß
Regie: Britta Sauer
Kinostart: 26.05.05
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...