Originaltitel: SHABLULIM BA’GESHEM
Israel 2013, 82 min
FSK 16
Verleih: Pro Fun
Genre: Erotik, Schwul-Lesbisch, Drama
Darsteller: Yoav Reuveni, Moran Rosenblatt, Yehuda Nahari
Regie: Yariv Mozer
Kinostart: 13.03.14
Tel Aviv, Sommer 1989. Ein Gott stieg herab, um unter Normalbürgern zu wandeln. Bei seiner Betrachtung kichern Frauen nervös und vermitteln den Eindruck, sich jeden Moment die Kleidung vom Leib reißen zu wollen. Auch das Mannsvolk leckt die Lippen und stiert ihm lüstern hinterher. Unbestritten: Student Boaz bietet ein Modelgesicht sowie passenden Astralleib, was Regisseur Yariv Mozer nicht verborgen blieb. Und weil er scheinbar einen Hang zu feuchter Virilität hegt, nutzt die Kamera jede Chance, Boaz tropfend zu zeigen – im Schwimmbad, unter der Dusche, am Strand, in der Wanne, sonstwie bewässert oder durchweicht ... Viele Möglichkeiten, ein Objekt der Begierde.
Dies ist optisch fraglos gewinnbringend – für ungefähr vier Minuten. Dann, wenn man nahezu jeden Zentimeter Haut mit Hand- und Lidaufschlag begrüßt hat, sich der Nebel vor den Augen lichtet, der Sabber versiegt und das Blut wieder normal zirkuliert, blinkt ein reichlich dürres Handlungsfädchen auf, bis zum Zerreißen über knapp anderthalb Stunden gespannt. Boaz erhält nämlich permanent schwule Liebesbriefe, die von Einsamkeit sprechen, dem Wunsch nach Zusammensein, der Sehnsucht. Offenbar kennt der Absender Boaz’ Tagesablauf erstaunlich genau, was den sowieso eingeschränkten Kreis der Urheber weiter beschneidet, seine später enthüllte Identität überrascht daher wenig. Viel wichtiger ohnehin, daß Freundin Noa heimlich mitliest und Sorge im Herzen trägt, während Boaz psychische Änderungen erlebt, paranoide Züge zeigt. Völlig klar, mag man meinen, weil selbst am Pissoir die nächste Anmache lauert, und ein Geheimnis aus der Vergangenheit nun neu erblüht ...
Interesse weckt das allerdings kaum. Was erotisch geladen sein möchte, versackt in plumper sexueller Stimulanz, wo Blicke elektrisierend knistern könnten, lärmen unzweideutige Gesten auf den schnellen Körperflüssigkeitsaustausch hin, primär Boaz und im weiteren Sinne Noa bleiben schöne Schalen, ungefüllt von charakterlichen Prägungen. Erst zum Schluß gelingt Mozer ein ansatzweise starkes Bild, welches zwei sich selbst und gegenseitig betrügende Menschen malt, das schlummernde Potential dieses als Kurzfilm besser aufgehobenen Dramas voll grober Pinselstriche zumindest andeutet, jedoch keinen inszenatorischen Befreiungsschlag wirken kann. Und erneut steht Boaz da dringlich schauend im strömenden Regen. Natürlich ...
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...