D 2022, 100 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Elyas M’Barek, Lucie Heinze, Peri Baumeister, Denis Moschitto, Alexandra Maria Lara

Regie: Anika Decker

Kinostart: 07.07.22

4 Bewertungen

Liebesdings

A Star Is Worn

Man kann verstehen, daß da mancher zerbricht. Oder abhebt. Oder beides. Immerzu klebt einem ein beflissener Assistent am Hacken, beim Klo-Gang, beim Pudern, beim Shuttle, alles ist im Sekundentakt geplant. Elyas M’Barek kann ein vielstrophiges Lied davon singen, nicht nur, daß seine in den meisten Fällen sehr unterhaltsamen Filme zu den erfolgreichsten der deutschen Filmgeschichte gehören, er wurde oft – wie der hier von ihm gespielte Filmstar Marvin Bosch – aus Kinderkehlen angebrüllt, mit Kußhänden überschüttet, ersoff beinahe in wilder Teenie-Tränen-See. Das dürfte sich ein wenig gelegt haben, Barek ist immerhin auch schon 40. Ein Alter also, welches in den Augen nicht weniger Teenies irgendwo zwischen pflegebedürftig und scheintot liegen muß. Barek ist gereift und zu Selbstironie fähig – weshalb diese Rolle, die sehr an seinen eigenen Starstatus angelehnt ist, zum richtigen Zeitpunkt ins Schauspielportfolio des sympathischen Mimen paßt.

Bosch ist der Filmstar im deutschen Kino – bis vieles aus dem Ruder läuft. Bisher wollte die Presse immer nur wissen, bei wem sich der Superstar ins Laken krallt, und plötzlich geht die Boulevardjournalistin Bettina Bamberger (mit beeindruckender Gehässigkeit von einer starken Alexandra Maria Lara gegeben) zur Attacke über und sticht in alte Wunden, wühlt Dreck aus der Jugendzeit des Frauenschwarms auf, die Geschmacklosigkeit kennt dabei keine Grenzen. Bosch ist müde, haut ab, schwänzt die Premiere seines neuen Films und landet in einem von der Pleite bedrohten feministischen Off-Transen-Theater inkl. Tampon-Ballett (wohl eher Hartgesottene können schmunzeln, wenn dieses zu Leona Lewis’ „Keep Bleeding“ performt, ich konnte) und skurrilen Requisiten wie Mega-Muschis. In solch einer entdeckt Theaterchefin Frieda den schlafende Marvin, der Beginn einer wunderbaren ... oder gar mehr.

Man braucht keine Glaskugel, um zu ahnen, daß diese Flucht Auftakt einer Läuterung ist. Diese ist mit netten Gags verziert, nicht jeder Zwerchfellangriff zündet, da ist Bora Dagtekin doch versierter als Anika Decker, die hier manchmal seltsam auf der Bremse steht. Aber der Regisseurin gelang ein in jedem Fall sympathischer Film mit dem Fokus auf das Wesentliche im Leben. Ruhm ist vergänglich, Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt zählen, das macht den Film menschlich. Zu lehrbuchhaft geriet indes das Einflechten von „woken“ und aktuell totgequatschten Selbstverständlichkeiten wie die der sexuellen Vielfalt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.