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Life In Stills

Berührende Foto-Lovestory aus Tel Aviv

Miriam Weissenstein ist 96 und kein bißchen altersmilde. Erst recht nicht, wenn es um ihren geliebten Fotoladen geht, den sie und ihr bereits verstorbener Mann Rudi vor 72 Jahren in Tel Aviv gegründet haben. Dieser archiviert Fotografien, die die Geschichte des Landes Israel dokumentieren: Von der Unabhängigkeitserklärung 1948 bis in die Gegenwart sind hier die Momente bildlich verewigt, die das Land geprägt haben. Ein Ort, der allein angesichts seiner Geschichtsträchtigkeit gewürdigt gehört, möchte man meinen. Doch wie so oft wappnen einen die Verdienste der Vergangenheit wenig gegen den Druck des Fortschritts. Die Stadt will einen neuen Gebäudekomplex errichten, und das „Photohouse“ soll aus seinem alten Domizil verschwinden. Zum Glück hat Miriam ihren tüchtigen Enkel Ben zur Seite, der zusammen mit ihr den Kampf um die Institution Photohouse bestreitet.

Gemeinsam organisieren die beiden internationale Fotoausstellungen, Shootings und Unterschriften-Aktionen, die zum Erhalt des altehrwürdigen Ladens beitragen sollen. Der Film begleitet das ungleiche Duo bei ihrem David-gegen-Goliath-Unterfangen und offenbart neben der bewegenden Beziehung zwischen Enkel und Großmutter auch eine düstere Familiengeschichte: Bens Eltern starben auf tragische Weise, sein Vater tötete die Mutter aus Eifersucht und richtete sich anschließend selbst. Seine Großmutter Miriam war immer für ihn da. Doch Ben ist keineswegs demutsvoll und vorsichtig gegenüber der greisen Dame, stattdessen stachelt er seine Oma immer wieder zu hitzigen Diskussionen an und wähnt sich selbst für deren geistige Frische verantwortlich.

Mit viel Liebe zu ihren beiden Protagonisten, deutlicher Parteinahme für deren Anliegen und viel Gespür für stimmungsvolle Situationen inszeniert Fotografin und Dokumentarfilmerin Tamar Tal ihren Film. Daß einige der Szenen „mitten aus dem Leben“ dabei etwas gestellt wirken, mag man verzeihen, angesichts der hohen Unterhaltsamkeit des schrulligen gegensätzlichen Paares mit dem unterstützenswerten Anliegen.

Beim Dokfestival Leipzig konnte LIFE IN STILLS schon den Talent Dove Award gewinnen, nun also gilt es, die Herzen des regulären Kinozuschauers zu erobern. Zu wünschen wäre es dieser durch und durch sympathischen Doku sehr.

Originaltitel: LIFE IN STILLS

Israel 2011, 58 min
FSK 0
Verleih: Moviemento

Genre: Dokumentation, Poesie

Regie: Tamar Tal

Kinostart: 16.08.12

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...