D 2019, 135 min
FSK 12
Verleih: DCM
Genre: Biographie, Musik
Darsteller: Jan Bülow, Julia Jentzsch, Detlev Buck, Max von der Groeben, Charly Hübner, Saskia Rosendahl, Ruby O. Fee, Ella Rumpf
Regie: Hermine Huntgeburth
Kinostart: 16.01.20
Mama Lindenberg legte die Latte gleich früh und ordentlich hoch, auf daß ihr Goldjunge Udo mal später so ein feiner Kerl wie der Hans Albers würde. Der Udo wird das schon einlösen, irgendwie, auf seine und wahrlich mit nichts zu vergleichende Art. Letztlich projizierte Mama ihre ganz privaten Wünsche auf den kleinen Kerl, der immer lauter trommelte, um den Krawall des saufenden Vaters zu übertönen.
Doch bevor aus dem kleinen Udo Gerhard der große Udo Lindenberg werden kann, taucht Hermine Huntgeburth tief ein in die westfälische Provinz, setzt Klein-Udo ins Gronauer Kino, um ihn mit großen Augen und offenen Ohren die GLENN MILLER STORY bestaunen, Stationen bei der Feuerwehrkapelle absolvieren und bereits im Teenageralter als Nachwuchsmusiker in der lybischen Wüste trommeln zu lassen, wo er sich auch unter Buhrufen der GIs selbst ans Mikro traut. Irgendwann schnuppert Udo Düsseldorfer Großstadtluft, wobei die angepeilte Kellnerlehre in einem feinen Haus von Beginn an ein Schuß in den Ofen ist. Dieser Kerl muß raus, ans Tor zur Welt, Luxushotel gegen Reeperbahn, und so sammelt Udo Erfahrungen jeder Art, Bands werden gegründet, Bordsteinschwalben-Paula, Turmspringer-Susanne und Ossi-Petra lösen sich ab, nur ein Plan bleibt: mit wirklich eigener Band richtig Erfolg haben.
Huntgeburth erzählt dem eigenwilligen Sänger angemessen lässig, Eile ist eher nicht geboten, es geht eben nicht um rasches Abhaken der einzelnen Stolpersteine zum Erfolg. Sie visiert den Moment an, ab dem Lindenberg zu Beginn der 70er Jahre mit damals noch rockigeren Klängen, aber in bereits schludrig-nuschelnd gesungener Manier der Durchbruch mit „Hoch im Norden“ und „Andrea Doria“ gelang, er Schlagerdeutschland gehörig aufmotzte. Das eher bedächtige Erzähltempo macht den Werdegang Lindenbergs plausibler, neben dem Erzählen vom Beginn einer beeindruckenden Künstlerkarriere wird viel Zeitkolorit aufgefahren, wir stehen in einer irgendwie geileren Zeit an Tresen von Kneipen, die sinnvollerweise noch „Rettungsring“ hießen, sehen, wie echtes Talent sich fernab doofer TV-Formate tatsächlich formen kann, und Huntgeburth kitzelt das Sympathische an Lindenbergs unbedingtem Willen zum Erfolg heraus, indem sie zeigt, wie einer über Nebenwege dann doch noch auf die Überholspur kommt, um fast wieder in der Sackgasse zu landen, in der die Suff-Pfützen stinken.
Geradezu wohltuend altmodisch werden Geschichten über das Entstehen von legendären Songs eingeflochten („Mädchen aus Ost-Berlin“), Titel werden in voller Länge ausgespielt, das traut sich doch heute kaum einer, weil ja alles so flüchtig geworden ist. Der Blick auf Lindenberg ist ein eher wohlwollender, durchweg sympathisierend, warum aber auch nicht? Der Film spart ja trotzdem den Verweis auf die ewigen Versagensängste nicht aus, ebenso auf die einstige Unfähigkeit, unter 1,3 Promille eine Bühne überhaupt zu betreten.
Damit bleibt LINDENBERG! MACH DEIN DING ehrlich, ein wenig schroff und kantig – wie Lindenberg selbst, dem wohl von Musikmanagern keine lobendere Empfehlung mit auf den Weg gegeben werden konnte, als nicht „so speziell“ zu sein.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.