D 2023, 114 min
FSK 0
Verleih: Weltkino

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Anna Schmidt

Kinostart: 30.11.23

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Living Bach

Töne, die vereinen

Selbst die Enten können sich dieser Klänge nicht verwehren. Verdutzt tapsen sie herbei, um das Cello zu bestaunen, mit dem die Musikerin wundersame Melodien spielt. Idyllische Filmszenen wie diese verschmelzen zwischen Neugier und Narkotikum zur heiter ausschweifenden Suche nach dem, was die Welt vereinen soll. Um ihn geht es: Johann Sebastian Bach, das Genie. Musik zwischen sinnlicher Überwältigung, Tröstlichkeit, Grenzüberschreitung. Ein kultureller Schatz, den es zu studieren gilt, der Erinnerungen auslöst.

Anna Schmidt hat dem Vermächtnis des Komponisten mit LIVING BACH einen knapp zweistündigen Dokumentarfilm gewidmet, der verschiedenste Regionen bereist. In Paraguay, Australien, den USA oder auch der Schweiz besucht sie Menschen, deren Alltag von der Musik Bachs geprägt wird oder wurde. Was findet man dort? Spannende Bilder sind es schon mal nicht! Hat man sich durch allerlei aufgesagte Lobpreisungen und Aufnahmen der Marke TV-Reise-Reportage hindurchgekämpft, warten allerdings tatsächlich zweierlei bemerkenswerte Dinge. Einerseits die Frage nach dem Religiösen: Musik, Kunst, die zum Religionsersatz jenseits herkömmlicher Konfessionen taugt, um dem Leben Struktur und Hinwendung, eine Richtlinie, etwas Höheres zu verleihen. Andererseits die alte Frage nach sozialen Utopien, die nach einer universellen Sprache von Kunst per se suchen und globale Schranken und Konflikte zu überwinden vermögen.

Eigentlich ein ambitioniertes Unterfangen, würde es nicht so repetitiv Splitterschauen kleiner Konstellationen betreiben, die sich allzu träge, überlang und binsenhaft gen Leipzig, der Kultstätte des angehimmelten Meisters, bewegen.

[ Janick Nolting ]