D 2014, 90 min
FSK 0
Verleih: Farbfilm

Genre: Kinderfilm, Tragikomödie, Poesie

Darsteller: Tabea Hanstein, Christiane Paul, Arturo Perea Bigwood

Regie: Thomas Heinemann

Kinostart: 04.09.14

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Lola auf der Erbse

Postmodernes Märchen trifft auf Sozialdrama

Willkommen im Taka-Tuka-Land. Lola ist elf Jahre alt, wohnt auf einem Hausboot und hat rote Haare. Die Wände in ihrer schwimmenden Hütte sind mit grellbunten Farben bemalt wie die Lippen ihrer Mutter Loretta. In der Schule ist das Mädchen Außenseiter, wer will schon mit einer zu tun haben, die aussieht wie Pippi Langstrumpf, die unter freiem Himmel duscht, und deren Vater sich aus dem Staub gemacht hat? Jeden Abend singt er in Lolas Vorstellung Lieder auf der Gitarre. Lola träumt von der heilen Familie, die so gut in die Idylle passen würde.Doch die Realität sieht anders aus. In die Traurigkeit einer verlassenen Kinderseele schleppt die Mutter auch noch einen Kurt mit ins Hausboot, der ist Tierarzt und sieht aus, als wäre er einer amerikanischen Vorabendserie der 90er Jahre entsprungen: Vokuhila, Schnauzer und ein olles Cabriolet. Auch Loretta macht durch eine ziemlich überspannte Kleiderordnung auf sich aufmerksam: Riesenausschnitt unter Tigerbluse und Cowboyhut.

Die Welt, die Regisseur Thomas Heinemann in LOLA AUF DER ERBSE erschafft, ist reichlich überzeichnet. Da ist der alte Kapitän, der von der See und von Rasenmähern träumt, ein treudoofer Polizist, den keiner ernst nimmt, und die strenge Lehrerin, die schon vor Jahren den bösen Hafenchef mit schlechten Noten bestrafte. Er hat den utopischen Plan, die kleine Flußanlegestelle in einen Wassersporthafen zu verwandeln. Dafür aber müßten Lola und ihre Mutter verschwinden.

Unter der bunten Oberfläche aber spiegelt Regisseur Heinemann die Zustände unserer modernen Gesellschaft. Lola leidet unter den Herausforderungen einer Patchwork-Familie. Zudem lernt sie in der Schule Rebin kennen, der mit seiner Familie aus der Türkei nach Deutschland kam. So bunt wie Lolas Welt ist seine nicht. Bis sie das erkennt, werden Türen geschmissen und Rucksäcke im Wasser versenkt.

Hier trifft postmodernes Märchen auf Sozialdrama. Das ist eine interessante Mischung, die Anforderungen an das Erwachsenwerden deutlich zu machen. Manchmal wirken Lolas Gedankenmonologe etwas hölzern, und auch Christiane Paul als Loretta mit ihren Tussi-Allüren und ihrem Peggy-Bundy-Outfit wirkt zuweilen fehlplaziert in dem kleinen, romantischen Holzboot. Dennoch: LOLA AUF DER ERBSE öffnet die Herzen und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft – das ist schön und hilfreich, sich auf das Leben da draußen vorzubereiten.

[ Claudia Euen ]