Louise ist eine Diebin. Nicht, daß sie all den Kram unbedingt braucht. Sie stiehlt eher, damit ihr das Leben nicht so unerträglich leer vorkommt. Sie geht auch nicht zur Schule, streunt mit ihren Freunden, alles kleine Gauner, durch die Straßen von Paris. Doch richtig auf Touren kommt Louise erst, als sich ein kleiner Junge mit ihr verbündet. Dem macht das Abenteuer sichtlich Spaß, er weicht nicht mehr von ihrer Seite. Die drei Jungs, zu deren Bande Louise gehört, sind verkrachte Existenzen. Mit dem "Boss" ist Louise verbandelt, sie ist seine "Braut", hält zu ihm, besänftigt ihn, aber vor allem muß sie ihn vor sich selbst schützen. Und er achtet darauf, daß niemand ein Auge auf
Louise wirft. Dann aber lernt sie Rémy kennen, einen sanften, gelassenen Penner, dessen Revier die Straße ist. Er verliebt sich in sie, sucht ihre Nähe und wird so zum Anhängsel der Bande. Es beginnt eine zärtliche Romanze, die Einzug hält in die rauhe Welt von Louise.
Im dokumentarischen Stil hat Siegfried seinen bemerkenswerten Debütfilm gedreht. Seine jazzige Parishymne wird vom Dröhnen eines exotischen Instruments vorangetrieben und die intensive Kamera läßt einen Bilderstrom der rohen und zarten Gefühlen entstehen. Doch der Film gehört Elodie Bouchez. Sie spielt die Vagabundin Louise, die im Labyrinth ihrer Sehnsüchte gefangen ist. Sie scheint auf der Flucht, auf der Suche zu sein und immer läuft sie ihrer Idee von vollkommener Freiheit hinterher. Manchmal ist die Kamera zu schnell, gern möchte man
Elodie Bouchez länger anschauen. Dieser Glanz in ihrem frechen Gesicht - mit ihren staunenden, dunklen Kinderaugen, ihrer nervösen Schüchternheit, ihren Gesten und Blicken scheint sie für die Gebrochenheit dieser Außenseiterfigur geboren zu sein. Ganz klar, sie ist eine der zauberhaftesten Schauspielerinnen des französischen Kinos.
Originaltitel: LOUISE (TAKE 2)
F 1998, 110 min
Verleih: Arsenal
Genre: Drama
Darsteller: Elodie Bouchez, Roschdy Zem
Regie: Siegfried
Kinostart: 03.02.00
[ Mathilda Bergman ]