Originaltitel: LOVE IS A DOG FROM HELL
D/Philippinen 2021, 90 min
Verleih: REM
Genre: Drama, Liebe, Experimentalfilm
Darsteller: Lilith Stangenberg, Ian Madrigal
Regie: Khavn de la Cruz
Kinostart: 02.11.23
„This Is Not A Film By Khavn“, lautet der Untertitel zu diesem außergewöhnlichen Werk. Natürlich ist er vieldeutig, provokativ. Er paßt insofern zu LOVE IS A DOG FROM HELL, als er das, was man gemeinhin als sogenannten Film im Kino zu sehen bekommt, gänzlich umkrempelt. Etwas muß man sich schließlich ausdenken, wenn man von einer mythologischen Höllenreise in einer entzauberten Gegenwart erzählen will!
Khavn legt einen Konterpart zu ORPHEA von 2020 vor, erneut mit Lilith Stangenberg in der Hauptrolle. Orphea und Euridico (vertauschte Geschlechter) suchen einander über den Tod hinaus. Ihre Sprache ist Gesang, eine Überlagerung das Genre sprengender Klänge und Kompositionen, die zur expressiven Oper verschmelzen. Khavns Manila ist dabei ein Schauplatz, der so allein dem Filmischen vorbehalten ist. Elend zur sinnbildlichen Unterwelt geformt: schnelle Schnitte, Animationen, grelle Farben, fließende Konturen. Lichter, Masken, Make-up verwandeln Menschen in Wunderwesen.
Sich diesen performativen Bildern auszusetzen, verlangt Zuarbeit. Khavns Digitaltrickzauber kreiert surreale Reize, aus denen sich mitunter nur zaghaft klare Formen schälen wollen. Ekstatisches Erfahren schiebt sich über das Verstehen und eindeutig Entzifferbare. Dem Mythos wird das auf originelle Weise gerecht: indem es vom allzeitlichen Getriebensein erzählt, einer Konfrontation mit dem Unentrinnbaren, dem Tod, dem Verdrängten. Es sucht in einer solch radikalen, experimentellen Audiovisualität zunächst die Fremdheit, um sich zu jenen alten Erzählungen durchzukämpfen, welche so etwas wie Sinn im Leben stiften sollen.
[ Janick Nolting ]