Originaltitel: LOVE SARAH

GB 2020, 102 min
FSK 0
Verleih: Weltkino

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Celia Imrie, Shannon Tarbet, Shelley Conn, Rupert Penry-Jones, Bill Paterson

Regie: Eliza Schroeder

Kinostart: 10.09.20

5 Bewertungen

Love Sarah

Keine kleinen Brötchen

Rufen wir von Freude gepackt „Celia Imrie!“, fragen Sie höchstwahrscheinlich lieber noch mal nach: „Wer?“ Dabei hat fast jeder Kinogänger die Dame bereits gesehen – in den drei BRIDGET JONES-Teilen, A CURE FOR WELLNESS oder beiden BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL-Filmen. Imries Namen kennt trotzdem niemand.

Das könnte, sollte, müßte sich praktisch durch LOVE SARAH verdienter denn je ändern. Endlich bekommt unsere Nebenrollenqueen überantwortet, was ihr lange gebührt, eine leitende Position nämlich. Allerdings nicht, wie vermutet, als Sarah, die stirbt direkt zu Anfang, und mit ihr der Lebenstraum von einer eigenen Konditorei. Selbigen greifen Sarahs Mutter Mimi (Imrie), Tochter Clarissa sowie die beste Freundin Isabella alsbald auf, vereint in der Trauer, gegen harrende Probleme finanzieller oder emotionaler Natur.

Daß fortan alles äußerst gesittet gemäß weithin bekannten Rezepts zusammengerührt wird, sah man von Beginn an in kompletter Tragweite: Selbstverständlich taugt die Geschichte dazu, Sarahs „schrecklich sture“ Frau Mama ihren Seelenfrieden finden zu lassen, natürlich erfüllen Hindernisse zum Beispiel kundenausbleibender Natur den Zweck, die Konflikthöhe künstlich aufzustocken, schließlich segelt es sich von da oben nach erstaunlich wenig aufwendiger Hürdenberäumung gleich viel ausgedehnter sanft herab; weicher Abroller im weiblich-solidarisch gespannten Auffangnetz garantiert. Sogar einen zur Klebrigkeit neigenden, zuckersüßen Musikguß muß irgendwann irgendjemand ins Lehrbuch leicht konsumierbarer Tragikomödien getackert haben. Bloß: Den delikaten Leckereien ist ungeachtet solcher Formelhaftigkeit schwer zu widerstehen.

Hier entstand etwas im schönsten Sinne Naives, ein argloses, unberührtes Stück wünschenswert heiler Welt, eine gefühlig-köstliche Kalorienbombe. Daß dem deutschen Titel „Liebe ist die wichtigste Zutat“ nachgestellt wurde, mag man, ganz abgebrüht und vom Leben gezeichnet, unter Aufbietung größter Nachsicht belächeln oder peinlich-kitschig berührt wegwinken. An der zutreffenden Aussage rüttelte das aber überhaupt nicht, was wiederum die Begeisterung, mit welcher Cast und Crew ebenjene Ingredienz untermischen, ohne Schlenker zu befördern weiß. Und … ab jetzt bitte keine gezuckten Schultern mehr, wenn’s heißt: „Celia Imrie!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...