D/Belgien/Albanien/Kosovo 2021, 121 min
FSK 16
Verleih: Splendid

Genre: Drama

Darsteller: Rina Krasniqi, Shurte Sylejmani, Nik Xhelilaj

Regie: Bujar Alimani

Kinostart: 09.02.23

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Luanas Schwur

Blutrache und Jungfraueneid

In traditionell lebenden Gesellschaften gibt es wenig Spielräume für individuelle Wünsche, wird die Gemeinschaft doch durch ein austariertes Netz an Regeln zusammengehalten. Wer mit ihnen bricht, riskiert Ausschluß oder, gar schlimmer, den Tod.

In den Bergen Albaniens regelte jahrhundertlang der Kanun das Zusammenleben. Frauen zogen stets den kürzeren: Sie waren Eigentum der Familie. Geheiratet wurde nach strategischen Erwägungen, die Eheversprechen schon im Kindesalter gegeben. So muß auch die rebellische Luana ihrer Jugendliebe zum Außenseiter Agim entsagen, um die Ehre der Familie nicht zu beflecken. Ihr versprochener Bräutigam Flamur setzt durch seine Überheblichkeit eine Kette von Ereignissen in Gang, die beide Familien in eine Blutrache-Fehde verwickeln. In dieser abgelegenen Gegend Europas gelten selbst Ende der 60er-Jahre noch die unerbittlichen Regeln des Kanun. Sie lassen Luana nur einen Ausweg, um ihre Familie zu retten: Sie muß den Eid der Burrnesha ablegen und damit in ihrer sozialen Rolle zu einem Mann werden. Einem jungfräulichen Mann wohlgemerkt, dem Ehe und Kinder zeitlebens versagt sind.

So hart dieses Schicksal auch sein mag, Regisseur Bujar Alimani stellt seine Protagonisten nicht als engstirnige Hinterwäldler dar, sondern als Menschen, deren Traditionen sie gleichzeitig stützen und versklaven. Im kommunistischen Albanien kann man sich dieser Enge auch nicht einfach durch Weggang entziehen. LUANAS SCHWUR zeigt außerdem die berückende Schönheit einer Gegend, in der die Menschen tiefe Wurzeln geschlagen haben. Vor allem sind es diese sinnlich-betörenden Bilder, die mit der tragischen Geschichte versöhnen.

[ Dörthe Gromes ]