D 2023, 91 min
FSK 6
Verleih: Wild Bunch
Genre: Abenteuer, Kinderfilm
Darsteller: Valerie Arnemann, Violetta Arnemann, Lisa Marie Trense
Regie: Till Endemann
Kinostart: 02.03.23
Es gibt einen Begriff dafür, wenn Kinder anstatt ihrer Eltern Verantwortung übernehmen: Parentifizierung. Das bedeutet, daß Eltern und Kinder die Rollen tauschen, so wie das auch bei Lucy der Fall ist. Weil die familieneigene Eisdiele schließen muß, ihre Eltern tatenlos zusehen, wie alles den Bach runtergeht, muß Lucy die Probleme lösen. Und weil sie zufällig noch einen Onkel mit Gangsterallüren hat, beschließt sie, Gangster zu werden und eine Bank auszurauben, um an das fehlende Kapital zu kommen. Dafür heuert sie den coolsten Jungen der Schule an. Der Kaugummi kauende Tristan, der skrupellos Schokoriegel klaut, soll nun mit Lucy für den Ernstfall proben.
Der Plot, der vorsieht, aus einem braven Mädchen mit Zöpfen eine Räuberbraut zu zaubern, ist originell, verfängt sich aber in stereotypen Erzählmustern. Denn während es für das Mädchen Anstrengung bedeutet, das Gute in sich niederzuzwingen, fällt es dem Jungen leicht, den coolen Fiesling zu mimen. Schade und irgendwie rückwärtsgewandt. Auch die anderen Figuren sind erwartungsgemäß überzeichnet, es fällt teils schwer, an ihnen dranzubleiben: die lieben Eltern, die depperten Polizisten und die eitle Journalistin. Das ist natürlich auch lustig und unterhaltsam, eine Prise weniger hätte dem Drehbuch aber gutgetan, denn schon das Setting karikiert die Story. In der beschaulichen Kleinstadt tragen die Kinder Schuluniformen anstatt Jogginghose, und die Autos stammen aus dem letzten Jahrtausend. Am Ende lösen sich die Probleme wie von Zauberhand, Lucy wird sehr wahrscheinlich keine psychischen Folgen der Parentifizierung erleiden, es siegt das Gute. Das ist immerhin schön und herzerwärmend.
[ Claudia Euen ]