Originaltitel: MACHETE
USA 2010, 105 min
FSK 18
Verleih: Sony
Genre: Thriller, Komödie, Schräg
Darsteller: Danny Trejo, Robert De Niro, Jessica Alba, Michelle Rodriguez, Steven Seagal, Lindsey Lohan
Regie: Robert Rodriguez
Kinostart: 04.11.10
Am Anfang war ein Fake. Zur Grindhouse-Kino-Hommage PLANET TERROR, die Robert Rodriguez 2007 gemeinsam mit DEATH PROOF von Kumpel Quentin Tarantino auf die Leinwand ballerte, gab es vor Filmbeginn einen Trailer zu einem Streifen zu sehen, der den Habitus eben jenes 70er-Jahre-Exploitation-Kinos nicht nur geradezu liebevoll imitierte, sondern ihn auf unvergleichliche Weise in eine ästhetische Überhöhung hievte. MACHETE hieß der Film-Trailer, in dem sich in wenigen Minuten alles komprimierte, was Grindhouse ausmacht. Ein großartiger Fake, ein großartiger Spaß.
Denn natürlich gab es diesen Film MACHETE nicht wirklich. Dieser Trailer war vielmehr der Traum von einem Film. Der Traum von einem Kino der wilden Unbekümmertheit, einem, wenn man so will, Kino pubertierend- jungenhafter Unschuld. Ein Traum, den Rodriguez jetzt Wirklichkeit werden ließ.
Titelheld Machete ist mexikanischer Drogenfahnder. Ein Kerl ohne Kompromisse, dafür aber eben mit Machete. Mit der zerhackt er so viele Schurken, daß Drogenboß Torrez zum brutalen Gegenschlag ausholt. Machete wird in eine Falle gelockt, seine Familie getötet. Doch Machete ist ein zäher Hund. Schwer verletzt entkommt er nach Texas. Um hier bald in einen Strudel aus Gewalt und Korruption zu geraten. Zeit für Machete, erneut zu zeigen, daß er seinen Kosenamen nicht umsonst trägt.
Und natürlich zeigt Rodriguez das auch den Zuschauern. Es wird gehauen, gehackt und gestochen. Geballert und gekloppt. Und so ideenlos letztlich die Handlung ist, so einfallsreich wird hier gekillt. Kaum ein Küchen- oder Gartengerät, das nicht mal einschlägig zum Einsatz kommt. Und noch liebevoller als über all die Kurven der kurvenreichen Frauen im Film schweift der Kamerablick über all die Wummen verschiedensten Kalibers. Wie gehabt reanimiert Rodriguez Stil und Gestus dieses 70er-Machokinos mit einer Mischung aus kindlicher Freude und akribischem Perfektionismus. Selbstredend inklusive exzessiver Gewaltszenen und einer Bildästhetik, die mit viel Geld und moderner Technik auf billig und alt getrimmt wurde. Ein Kino für große Jungs und Männer mit Kindsköpfen. Ein kurzweiliges, blutreiches Vergnügen.
Und doch fehlt diesen 105 Filmminuten etwas von jenem eigentümlichen Reiz, den der Trailer einst hatte. Wie das eben so ist, wenn Träume wirklich werden.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.