Originaltitel: MACHETE KILLS
USA 2013, 107 min
FSK 16
Verleih: Universum
Genre: Thriller, Komödie, Schräg
Darsteller: Danny Trejo, Michelle Rodriguez, Mel Gibson, Antonio Banderas, Lady Gaga
Regie: Robert Rodriguez
Kinostart: 19.12.13
Sein Gesicht ist so schartig, zerklüftet und sonnengegerbt wie das Death Valley. Und die Kamera feiert dann dieses Gesicht auch so, wie einst John Ford die berühmte Wüstenlandschaft seiner Western. Es ist ein Blick, der etwas Schwärmerisches, etwas Liebevolles auch hat und somit einen insgeheimen Kontrapunkt markiert in diesem Film, der doch so betont grob schwarzhumorig und machohaft daherkommt. Als würde Regisseur Robert Rodriguez dahinter verbergen wollen, daß er total verknallt ist in diesen Typen. In Machete nämlich, den selbstredend nur einer spielen kann (Danny Trejo nämlich), und der jetzt in MACHETE KILLS erneut wieder zeigt, was er immer – und unter anderem eben auch schon in MACHETE – zeigte: daß darstellerischer Minimalismus in einer Rolle des zelebrierten Stoizismus’ wunderbar aufgeht. Vorausgesetzt, man hat ein Gesicht, in das man selbst dann immer wieder fasziniert schaut, wenn sich darin nichts großartig regt.
Und hier regt sich nichts. Ob da zu Beginn von MACHETE KILLS des Titelhelden Geliebte erschossen wird, ob der Kerl späterhin von einem lynchwütigen Sheriff stranguliert am Strick vom Deckenbalken baumelt, ob er wilden Sex hat, böse Buben auf mannigfaltige Art in die Hölle schickt – die in dunklen Wüstenstein gemeißelten Züge dieses Gesichts erschüttert nichts. Dabei hat Machete echt einiges an der Backe: Im Auftrag von US-Präsident Rathcock soll er dem mexikanischen Drogenbaron Mendez den Garaus machen und ihm eine gen Washington gerichtete und atomar bestückte Rakete abjagen. Dummerweise ist deren Zünder dank der genialen Möglichkeiten ehrgeiziger Chirurgen in Mendez’ Herz transplantiert. Hört dieses auf zu schlagen, aktiviert das den Zünder. Echt abgefahren, aber es kommt noch besser: in Person des Industriellen Luthor Voz, eines irren Genies, eines Moonraker-Maniacs mit geradezu interplanetarischen Wahnwitz-Plänen.
Grindhouse-Kino ist Tollhaus-Kino. Und Rodriguez gibt dem, was es braucht. Krude Story, krude Figuren, krude Gewalt. Und Spaß macht es schon zu sehen, wie ein Auftragskiller namens El Camaleón sich vierfach in diverse Stars (männliche wie weibliche!) verwandelt, und ein Brüller ist die eingebaute 3D-Sexszene, die ohne 3D-Brille natürlich völlig absurd ist, und natürlich muß man Machete einfach lieben, wenn der ein iPhone in die Hand gedrückt bekommt und darauf trocken mit „Machete Don’t Tweet“ reagiert. Man kann sich gut vorstellen, wie auch Regisseur Rodriguez dabei hinschmilzt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.