Originaltitel: THE MEN WHO STARE AT GOATS
USA 2009, 93 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt
Genre: Satire, Schräg
Darsteller: George Clooney, Ewan McGregor, Jeff Bridges, Kevin Spacey
Regie: Grant Heslov
Kinostart: 04.03.10
Bis eben konnte man sicher sein, nach CATCH 22 und M.A.S.H. keinen wesentlichen Meilenstein in der Genesis der US-amerikanischen Antikriegskomödie verpaßt zu haben. Doch erstens kommt es anders, und zweitens sind es gerade die eingefahrenen „Denkmuster“, die sich dieser potentielle Lieblingsfilm zum Lieblingsthema und Lieblingsfeind erkoren hat. „Merkwürdigkeit“ ist das scharfe Schwert, mit dem Grant Heslov in seiner ersten großen Regiearbeit die Stars And Stripes in ein psychedelisches Tapetenmuster umschnitzt. An der Säge begrüßen wir Instrumentalisten aus Amerikas erster Schauspielgarde.
Die Ouvertüre bestreitet ein Brigadegeneral Hopgood, der uns ins kampferprobte Auge faßt, zum Sprung ansetzt und mit einem dumpfen Krawumm gegen die nächste Wand rennt. Ein Prinz wird nicht daraus, aber eine Geschichte, die der Phantasie von Königen genügen dürfte. Sie beginnt mit Bill Django, den mit einer Vietcong-Kugel auch die Erkenntnis trifft, daß der moderne Krieg zeitgemäße Waffen braucht. Die Geburtsstunde der New Earth Army, eines elitären Zirkels von telekinetischen Löffelverbiegern und Non-Leathal-Weapon-Pionieren, die den Gegner durch Bescheidenheit (Kampfgerät aus Vollplaste) verunsichern.
Aber dieser Teil der Militärannalen ist so geheim, daß ihm nur ein „embedded journalist“ wie Bob Wilton aus Ann Arbor/Michigan auf die Spur kommen kann, und zwar im Irak. Zur Seite steht ihm Lyn Cassady, Veteran der paranormalen Kriegsführung, der Dim Mak beherrscht (nichts zum Essen!), Wolken auseinandergucken kann (meistens) und dem Volk der Ziegen durch ein Trauma verbunden ist.
Heslovs filmisches Unding aus höherem Blödsinn und tieferer Weisheit gemahnt uns daran, daß unter Hollywoods Beletage Höllenfeuer brennen, in denen Stahl gehärtet wird. Der geht eben manchmal durch die Brust ins Auge. Aber seinen Weg ins Zentrum der staatstragenden Vernunft findet er spielend. Dieses verkrachte Buddy-Movie mit Psi-Faktor schert sich einen Dreck darum, daß höchstens Tom Selleck oder Heinz Rudolf Kunze noch nach 1990 einen Oberlippenbart mit Würde tragen konnten. Es schaukelt seinen grobkörnigen Arsch zum Sound von „More Than A Feeling“ durch die Kriege der letzten Dekaden. Und es ist ein Quell von Figurpflegetips für Astralleiber: üben, üben und nochmals üben. Dann klappt das auch mit der Wand und den Wolken ...
[ Sylvia Görke ]