Skandinavische Komödien gelten im weltweiten Lustspielgewerbe als die eierlegenden Wollmilchsäue. Sie erschnüffeln das Besondere im Alltäglichen, machen Witze auf Augen- und Niveauhöhe ihres Publikums und vergessen dabei nie, daß Komik am besten in Mischhaltung mit ein wenig Ernst gedeiht, so sagt man. All diesen Erwartungen genügen zu wollen, ist echter, schweißtriefender Leistungssport – und muß doch aussehen wie ein lockerleichtes Fingerschnipsen.
Da kann es nicht schaden, auch seine Filmfiguren mit Sportsgeist auszustatten. Erst recht, wenn sie gestählt sind wie diese Herren im besten Alter. Fredrik und seine Freunde waren einmal ein erfolgreiches Hockeyteam, obwohl das schon ein paar, na ja, sogar ein paar mehr Jahre zurückliegt. Inzwischen ist Fredrik arbeitslos, die Trainingshalle anderweitig vermietet, und die Geschiedene hat Karrierepläne, bei denen die gemeinsame Tochter im Weg ist. Also zieht Sara bei Papa ein – und bringt ein merkwürdiges, nasses Hobby mit: Synchronschwimmen. Einen bierseligen Junggesellenabschied und einige ausgebeulte Mädchenbadeanzüge später ist der Funke, respektive der Tropfen übergesprungen. Die Jungs wollen siegen, und wenn es mit dieser albernen Hampelei im Wasser sein muß. Von nun an heißt es: Nasenklammern auf und „Schweben“, ohne den Nebenmann mit ungeschnittenen Zehennägeln zu verletzen! Doch vor die Weltmeisterschaft hat der liebe Gott einen Auftritt beim Gay Pride Festival gesetzt – und glatt verschwiegen, wer da worauf stolz ist ...
Måns Herngren hält trotz des vielen Wassers ein vergleichsweise flammendes, um Sympathie buhlendes Plädoyer für gleich mehrere Randsportarten: das Alleinerziehen von Töchtern, die Entdeckung von Freundschaften ohne Egoismus, und natürlich jene anspruchsvolle Eleganzdisziplin mit Nasenklammern, die als beinbehaarter Herrensport bislang kaum Anhänger fand. Sicher sind die Pointen gerade auf diesem Felde leicht zu ernten – das bißchen Homophobie und verquere männliche Eitelkeit wächst quasi an jedem Witzebaum. Wie man sich überhaupt wundern darf, daß Herngren den weitverbreiteten Lach- und Bildkonventionen so demütig, um nicht zu sagen ängstlich folgt.
Vorsichtshalber hat der Regisseur den Maßstab gleich selbst vorgegeben: „Ich wollte einfach einen Film machen, den ich selber mag.“ Ob das tatsächlich gelungen ist, liebe Wasserratten, entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Originaltitel: ALLT FLYTER
S 2008, 100 min
FSK 0
Verleih: Pandora
Genre: Komödie
Darsteller: Jonas Inde, Amanda Davin, Andreas Rothlin Svensson, Jimmy Lindström, Peter Gardiner, Dietrich Hollinderbäumer
Stab:
Regie: Måns Herngren
Drehbuch: Måns Herngren, Jane Magnusson
Kinostart: 19.08.10
[ Sylvia Görke ]