D 2014, 97 min
FSK 12
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Elyas M'Barek, Christoph Maria Herbst, Detlev Buck, Cosma Shiva Hagen, Lisa Maria Potthoff

Regie: Franziska Meyer Price

Kinostart: 02.10.14

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Männerhort

Aufstand unter dem Pantoffel

Eroll hat ein Problem namens Connie: Da will der Mann einfach bloß richtig erwachsen mit seinem Modellflieger spielen, schon steht die Gute wieder hinter ihm und verlangt nach Sex. Oder Shopping-Touren, obwohl sich die Kartons bereits bis zur Decke stapeln. Was dazu führt, daß Eroll ständig Rücksendungen zur Post bringt.

In der dortigen Schlange aus männlichen Retoure-Beauftragten trifft er Lars, den Klo-Vertreter und zukünftigen Papa, dessen schwangere Gattin erotisch wenig geladen ist, weshalb Lars Dates im Netz sucht. Hinzu kommt Helmut, dessen gartenwütiger Freund jeder Nacktschnecke nachkriecht und sonst ziemlich klammert. Weil es sich zu dritt gleich viel besser barmt, schließt das Trio einen Pakt: Im nahen Heizungskeller entsteht der „Männerhort“, ein von Bier, Fressalien und großen Reden regiertes Refugium. Doch als Facility Manager Aykut jenen Ort maskuliner Ruhe entdeckt, droht die Vertreibung aus dem Schrittkratz-Rülps-Testosteronüberschuß-Paradies ...

Zielgruppensuche steht hier nun wirklich nicht auf der Tagesordnung, man stellt sie sich bildlich vor, die Männergruppen, welche den Stammtisch ausfallen lassen, um ins Kino zu pilgern – und ihr Fett abzukriegen. Weil Regisseurin (ja, eine Frau!) Franziska Meyer Price schön nach allen Seiten austeilt, Männer als Waschlappen und das Damenvolk als zickige Dominas enttarnt, wandelnde Unsicherheitskatastrophen sind beide Geschlechter. Natürlich geht das kaum ohne gewissen Hang zum Groben, und tatsächlich lautet die Devise: „Darf’s ein bißchen derb sein?“ Der Feingeist bleibt ergo lieber temporär an der Kasse liegen, allerdings gleichen das jederzeit spielfreudige Darsteller aus, auch wenn festgestellt werden muß, daß Cosma Shiva Hagen ihrer Mutter immer mehr ähnelt – dieser Connie mag man echt nicht nachts im Wald begegnen. Dafür indes eine Komödie sichten, die über weite Strecken vieles richtig macht, bevor sie irgendwann schließlich trotzdem zur Selbstumdrehung neigt und Christoph Maria Herbst per Dixi-Häuschen auf Rumpelfahrt durch deutsche Baustellen schickt. Wie gesagt: Ein gerütteltes Maß an rustikalem Humorverständnis setzt der satirische Spaß voraus. Sollte aber kein Thema sein, oder?!

Und apropos: Zu den Erfordernissen gesellt sich außerdem eine gewisse Schmerzresistenz, die Männern bekanntlich regelmäßig abgeht. Denn in einer Szene lernt der empathisch mitleidende Zuschauer, daß man niemals Frauen verärgern sollte, die zur Zweckentfremdung eines Hochleistungspowerhandstaubsaugers bereit sind. Autsch!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...