Originaltitel: MAGIC IN THE MOONLIGHT

USA 2014, 98 min
FSK 0
Verleih: Warner

Genre: Komödie

Darsteller: Colin Firth, Emma Stone, Marcia Gay Harden

Regie: Woody Allen

Kinostart: 04.12.14

11 Bewertungen

Magic In The Moonlight

Woody zahnlos

Für Atmosphäre hatte Woody Allen schon immer ein Händchen, gerade dann, wenn er ein wenig in der Zeit zurückreiste. Man erinnere sich an die herrlichen menschlichen Entgleisungen an einem Theater in den 20er Jahren in BULLETS OVER BROADWAY, die bittersüße Liebe eines Jazzers in den 30er Jahren in SWEET AND LOWDOWN oder das mit abseitigen Hypnosetricks gespickte Krimistück IM BANN DES JADE SKORPIONS – in den 40ern angesiedelt. Nun bringt Allen uns stimmungsvoll zurück in die 20er Jahre nach Berlin.

Zumindest kurzzeitig, denn hier feiert der Zauberer Stanley Crawford tolle Erfolge – als chinesischer Magier, angeklebter Konfuziusbart inklusive. Das Publikum ist entzückt, Frauen werden zersägt oder verschwinden ganz, Tauben steigen auf, und Messer fliegen quer, für uns als Neuzeitbetrachter haben diese Zaubertricks etwas herrlich Altbackenes, nichts wirkt echt, eine entzückend vorgegaukelte Welt aus Pappmaché. Crawford ist dabei seinen Mitarbeitern gegenüber ein ziemliches Ekel, bisweilen tyrannisch, meist zynisch und aufbrausend, daher verwundert es nicht, daß Crawford in einem Mix aus Arroganz, Rechthaberei und Kampfeswillen die Koffer packt, um an die Côte d’Azur zu reisen. Hier nämlich residiert die junge Sophie Baker mit ihrer geschäftstüchtigen Mutter. Beide haben dafür gesorgt, daß man über die junge Frau als von einem Medium spricht, übersinnliche Kräfte seien ihr eigen, sie empfängt Schwingungen, läßt Verstorbene Klopfzeichen geben und Kerzen schweben, sie erkennt Biographisches, schaut auf Kommendes, sie sieht eben reichlich hell. Ein gefundenes Fressen für den ausgemachten Sarkasten Crawford: „She Won’t Fool Me!“ Denkt er ...

Bühne frei für den Zweikampf zwischen einer augenleiernden Adeptin und einem unverwüstlichen Rationalisten. Wobei der Sieger des Duells eben nicht so schnell feststehen kann, da sich Sophie als eine große Verführerin entpuppt, weshalb der ach so beinharte Stanley gehörig ins Wanken gerät. Woody Allen hat das alles wieder hübsch hergerichtet, die südfranzösische Kulisse steuert ihren Anteil bei, die Musik zwitschert in schöner Champagnerlässigkeit, die anziehenden Gegensätze in den Hauptfiguren sind ausreichend herausgearbeitet, und dennoch wirkt, gerade in Bezug auf frühere Allen-Filme, in denen „Übersinnliches“ eine Rolle spielte, der neuerliche Spuk bisweilen recht seicht und zahnlos. Das mag daran liegen, daß Allen schon zu oft von Tricksereien und dem unbedingten Willen zu ihrer Enttarnung berichtete, vielleicht auch, daß man mit den neuen Spielern nicht so recht warm wird. Da waren der gaunernde Roy aus ICH SEHE DEN MANN DEINER TRÄUME, der alt gewordene Magier Splendini in SCOOP – DER KNÜLLER oder eben Voltan, der Hypnotiseur in IM BANN DES JADE SKORPIONS, andere Kaliber. Ein gewisses Unbehagen in seiner wenig sympathischen, zudem recht ausrechenbaren Rolle glaubt man sogar dem ansonsten immergroßen Colin Firth nachzufühlen.

Klar, es gibt durchaus kurzweilige Momente, Allen weiß einfach, wie man mit verknapptem Witz punktet. Da geriet schon komisch, wenn Sophie vor jeder empfangenen Schwingung diesen leicht irren Blick aufsetzt, aber in den Momenten, in denen man ansonsten bei Allen herzlichst lachen muß, reicht es hier allenfalls zum milden Schmunzler. Was am Ende auch nicht so schwer wiegt, denn unter 44 Filme des Meisters darf sich auch ab und an ein nur handwarmes Stück mogeln.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.