Originaltitel: MAGIC MIKE
USA 2012, 110 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Drama, Erotik
Darsteller: Channing Tatum, Alex Pettyfer, Matthew McConaughey
Regie: Steven Soderbergh
Kinostart: 16.08.12
Mike ist ein kalifornischer Sunnyboy erster Güte. Smart und sexy aussehend, wenn er da etwa mit freiem Oberkörper auf dem Bau knufft. Aber auch Sunnyboys haben Träume, und der von Mike ist gar nicht so weltfremd. Mike designt und baut Möbel, wirklich hübsche, stilvolle Unikate. Und irgendwann einmal, das ist der Traum, wird Mike eine kleine Werkstatt haben, in Strandnähe, er wird Ruhe, Befriedigung, Glück im Entwerfen und Herstellen von Möbeln finden. Und Geld damit verdienen sowieso. Geld – das ist dann auch das Stichwort. So eine Werkstatt kostet Geld, und der Bau wirft das nicht ab. Aber auf jeden Tag folgt eine Nacht. Und in der wird aus Mike „Magic Mike“, der Star im Xquisite, einem Club, in dem die Frauen kreischen und mit Dollarscheinen um sich werfen beim Anblick jener Männer, die auf der Bühne die Hüllen fallen lassen. Mit Männerstrip zum Lebensglück. Klingt einfach – und ist doch alles andere.
MAGIC MIKE erzählt eine Geschichte darüber, daß es kein richtiges Leben im falschen geben kann. Ja, ist tatsächlich so: Ein Film über Stripper illustriert Adornos „Minima Moralia.“ Kino ist schon was Tolles. Natürlich muß man Adorno nicht gelesen haben, um MAGIC MIKE zu verstehen. Aber die sexy funkelnde Oberfläche dieses Films, die ironische Leichtigkeit und Coolness, die er verbreitet, sind das formale Adäquat zum sexy funkelnden Oberflächendasein, das er schildert. Sex, Drogen, Geld – in MAGIC MIKE ist es so leicht, für einen Mann glücklich zu werden. Das merkt auch The Kid, ein hoffnungslos Zielloser, dessen Protegé Mike wird. Ihn einführend ins Xquisite-Universum, wo sie alle an besagter Oberfläche kleben. Fliegen am Fliegenfänger des falschen Lebens.
MAGIC MIKE erzählt davon ohne moralisches Zeigefingerwedeln, ohne Voyeurismus und Verklemmtheit. Zwischen Penispumpe und Loyalitätsfragen, zwischen viel schnellem Sex und einer langsam werdenden Liebe, zwischen Adorno und Popcorn hält Regisseur Soderbergh emotional Distanz und Balance. Auch dann, wenn die Untiefen aufreißen, das seelisch Desolate quält unter der Oberfläche. Die Sehnsucht nach dem richtigen Leben als Stachel, der sich auf Dauer eben nicht betäuben läßt.
Beim Blick auf diese Aspekte des Films allerdings fragt man sich dennoch kurz: Was hätte der angeblich ursprünglich für die Regie vorgesehene Nicolas Winding Refn daraus gemacht? Etwas Radikaleres? Anzunehmen. Auch mit Blick auf Refns zweiten Hollywood-Film, den er gerade dreht. Titel: ONLY GOD FORGIVES.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.