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Maleika

Ohrquälende Expedition ins Tierreich

Die armen Tiere! Das kommt einem bei diesem Film häufig in den Sinn, immer dann, wenn die endeitle Stimme von Biobauer Max Moor, der früher mal ganz erdig Dieter hieß, tönt, und er sich in die Gepardenfamilie, von welcher der Film erzählt, quasi einfühlt und die Tierbabies mit zur Fremdscham gereichender, kindlich verstellter Stimme zu Wort kommen läßt: „Ich bin Martha und will genauso gut jagen wie Mama!“ – „Und ich bin Malte und fühle mich in luftiger Höhe am wohlsten!“ Und schließlich Mia noch: „Hey, nichts ist schöner, als mit Mama zu kuscheln!“ Dann meldet sich Moor außerdem noch als Mireille, Marlon und wie sie alle heißen mögen, die an sich putzigen Kleinen der Titelheldin Maleika.

Matto Barfuss, der Gepardenflüsterer und Regisseur dieses Films, saß jedoch dabei von Beginn an einem Irrtum auf, indem er glaubte dazuzugehören, nur, weil er sich monatelang quasi auf Augenhöhe und im Kriechgang bewegte oder, wie er sein Publikum gleich zu Beginn auf die Innigkeit zwischen ihm und Tier einschwört: „Ein kurzer, tiefer Blick hat genügt!“ Ein längerer Blick auf den Film fordert indes selbst dem geneigten Tierfilmbetrachter einiges ab. Denn natürlich sind die Aufnahmen jagender Geparden, ziehender Gnu-Herden, hüpfender Tobi-Antilopen und springender Reedböcke erlesen, in ihrer Redundanz auf fast zwei Stunden gedehnt aber auch ermüdend. Das Heldenhafte der Gepardenmutter Maleika weiß durchaus zu gefallen, man seufzt schon tief, wenn Alligatoren ihren Kleinen nach dem Leben trachten, wenn ein anderes einfach so verschwindet, wenn sich die Jungen schutzbedürftig an die Mutter schmiegen oder couragiert Kojoten vertreiben.

All das kann aber nicht nachwirken, weil immer wieder einfältiger Text mit der in den eigenen Hall verliebten Stimme Moors erklingt. Da sabbelt er etwa davon, daß das Motto regiert, wonach dieses und jenes passiert, Moor ahnt noch nicht einmal, daß Tiere nicht nach Mottos leben, Instinkt ist das Zauberwort. Allzu oft gehen dem Filmteam auch noch Anschlußbilder aus, weswegen schnell noch eine Aufnahme der immer gleichen Jagd zwischengeschnitten wird.

Und dann übernimmt wieder Meister Moor: „Geh weg, Du Aasfresser!“ Sagt er wirklich! Auch das noch: „Hey, Kamera aus!“ Wobei er da recht hat, schmälern doch Schärfeprobleme immer wieder den Genuß an der zumindest schönen Landschaft Afrikas. Und wenn Moor kurz vor Schluß noch mal verbales Vollgas gibt à la: „Maleika ist in Hoffnung für die Artenvielfalt unseres Planeten“, dann möchte man nur noch innig flehen: Nehmt dem Max die Drogen weg.

D 2017, 105 min
FSK 0
Verleih: Camino

Genre: Dokumentation, Natur

Stab:
Regie: Matto Barfuss
Stimmen: Max Moor

Kinostart: 12.10.17

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.