Originaltitel: MARIA BY CALLAS
F 2017, 113 min
FSK 0
Verleih: Prokino
Genre: Dokumentation, Biographie
Stab:
Regie: Tom Volf
Stimmen: Eva Mattes
Kinostart: 17.05.18
Belcanto-Königin, größte Sängerin der Welt, Legende ... Kaum ein anderer Star wird so glühend verehrt wie Maria Callas. Kritik an der Göttin – purer Frevel! Dennoch: eine prägende Stil-Ikone – die deutlich Audrey Hepburn nacheiferte? Die Aussage, der Ruhm sei ihr nie zu Kopf gestiegen, im selben Atemzug aber eine Klage, es sei „nicht schön, allein da oben“ – obwohl „Die Tigerin“ Callas durchaus Konkurrenz hatte, zumindest „Die Taube“ Renata Tebaldi? Und klar prägte sie viele Rollen unnachahmlich – ihr deshalb allerdings gleich für jeden Operncharakter uneinholbare Perfektion andichten?
Solche Differenzierungen sind nun kein Anliegen von Regisseur Tom Volf. Dies vermag dessen Ansatz auch eigentlich nicht zu leisten, denn jener überläßt das Feld nur der Callas – in Auftritten, Interviews, Backstage-Material, von Eva Mattes empathisch verlesenen Briefen. Innenansichten einer Frau, zerrissen zwischen öffentlichem Bild und Privatperson. Eine Diva, welche sich immer total normal gibt, wobei die Grenzen zur Inszenierung verschwimmen: Wo endet das ehrliche Lächeln und beginnt das Schauspiel? Was ist gelernte, kumpelhafte Anekdote, was tatsächlich Maria Callas in eigenen, ernstlich so empfundenen Worten? Daß Volf derartige Fragen konsequent ignoriert, steigert die Faszination entscheidend, weil es Imagination und Interpretation befeuert. Nahezu rührend zudem, wie er sich geradezu beschützend vor Callas aufstellt, Divöses ausblendet oder zu erklären versucht. Die Liebe zu Aristoteles Onassis kann Volf wiederum zelebrieren, als Herzensbrecher, geopferte Jahre. Andererseits findet die Comeback-Tour mit Giuseppe Di Stefano zwar Erwähnung, das künstlerische Desaster wird indes verschwiegen.
Hier liebt also jemand seinen Superstar regelrecht, wofür zu Gehör gebrachte, in die Operngeschichte eingegangene Darbietungen sogar bei Unkundigen absolutes Verständnis wecken: Natürlich „Casta diva“ und „L’amour est un oiseau rebelle“, dazu unbedingt „La mamma morta“, und spätestens bei „Vissi d’arte“ muß man schwer schlucken ob der Intensität einer extrem authentischen, scheinbar wirklich gefühlten Interpretation. Zufall, sie nach ein angeschossenes Selbstbekenntnis zu schneiden, oder doch kluge Montage?
Vermutlich Letzteres, denn das Bemerkenswerte an Volfs Hommage besteht, trotz allen Verehrer-Lobliedes, in der geglückten Offenlegung, daß zwischen Maria und der Callas ganze Welten lagen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...