Pat muß weg! Das jedenfalls entscheidet ihr Mann Harry. Über seine besten Jahren schon hinaus und ein Gefühlsmensch, ist Harry unglücklich, weil Pat Zuneigung mit Sex verwechselt. Ganz im Gegensatz zu Kay, einer jugendlichen Sirene mit gefährlich roten Lippen, in die er sich verliebt hat. Trennung? Auf keinen Fall, unser sensibler Mustergatte möchte dem ebenfalls nicht mehr taufrischen Weibe Kummer ersparen. Ergo lautet die logische Konsequenz: Pat soll sterben. Kein Mord, sondern eine "segensreiche Erlösung." Schwierig bloß, daß sich der Tötungsplan nicht ohne jede Menge Hindernisse verwirklichen läßt, und die laszive Kay auch noch Harrys Kumpel den Kopf verdreht ...
Wer sich jetzt in einen Film noir versetzt glaubt, hat eigentlich gar nicht mal Unrecht – ist aber dennoch völlig auf dem Holzweg. Denn obgleich Inszenierung, Figurenkonstellation und Plot stets bemüht sind, die seligen Zeiten heraufzubeschwören, führen sie alle Versatzstücke immer wieder voller Wonne ad absurdum. Wo hätte man beispielsweise ein nach außen hin typisches blondes Gift gesichtet, welches den Tod des Gatten allerdings eben nicht verschuldet hat, sondern ihn stattdessen aus tiefstem Herzen betrauert? Wann fuhr die Schwarze Serie eine nur nominell mustergültige Gattin auf, die es in Wahrheit faustdick hinter den Ohren hat? Nein, Schubladendenken und Genregrenzen sind hier absolut fehl am Platz, "Kenne ich schon!"-Abwinker sollten sowieso besser zu Hause bleiben.
Man tut vielmehr gut daran, nichts und niemandem zu glauben, sondern schlicht dem bestens aufgelegten Schauspieler-Quartett beim Ausüben seiner Tätigkeit zuzuschauen und sich von den mit vielerlei Spannungsmomenten durchsetzten Wendungen an Hitchcock & Co. erinnern zu lassen. Doch auch ein solcher, zugegebenermaßen recht ausgelutschter Vergleich muß an allen Ecken hinken, da schnell klar wird: Dies ist primär Satire erster Garnitur.
Und zwar eine, deren Verdienst darin besteht, das "Liebe" genannte Mysterium inklusive sämtlicher Verfehlungen, Freuden oder Leiden stets aufs Sarkastischste zu sezieren – aber dabei trotzdem hoffnungslos romantisch an sie zu glauben und letztlich neben dem gängige Blockbuster mühelos toppenden Unterhaltungswert so eigen- wie einzigartig zu berühren.
Originaltitel: MARRIED LIFE
USA/Kanada 2007, 90 min
Verleih: Central
Genre: Satire, Krimi
Darsteller: Pierce Brosnan, Patricia Clarkson, Rachel McAdams, Chris Cooper
Regie: Ira Sachs
Kinostart: 10.07.08
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...