Die Knetanimation MARY & MAX ist einer dieser seltenen Filme, die das Kino unverhofft in eine Wundertüte voller Überraschungen verwandeln und uns für neunzig Minuten staunend in eine andere Welt entführen. Für solche Filme wurde das Kino erfunden!
Der Vorhang hebt sich, und es eröffnet sich eine staubige Vorstadt irgendwo in Australien, in der ein einsames kleines Mädchen namens Mary Daisy Dinkle lebt, die ein kackafarbenes Mal auf der Stirn hat, eine Mutter, die dem Sherry mehr zugeneigt ist als ihrer Tochter, und einen Vater, der tote Vögel ausstopft, wenn er nicht gerade in der Fabrik ist, wo er Schnüre an Teebeutel heftet. Licht in ihren tristen Alltag bringt die Brieffreundschaft mit Max Jerry Horowitz, einem ebenso einsamen, übergewichtigen Mann aus New York, der sich sehnlich einen Freund wünscht, der nicht unsichtbar ist. Ihre langjährige Brieffreundschaft gibt den beiden Außenseitern Mut, Halt und Trost in der verwirrenden und oft verletzenden Welt. Aber bekanntlich hat jede Rose ihre Dornen ...
Diese Geschichte ist so anrührend, lustig, traurig, mitreißend und mit so viel Sprachwitz erzählt, daß sie vom ersten Bild an gefangen nimmt. Der Film besticht mit überbordenden Einfällen, einer ganzen Parade skurriler Nebenfiguren und extrem viel Liebe zum Detail. Regisseur Adam Elliot, der für seinen Kurzfilm HARVIE KRUMPET 2003 den OSCAR gewann, ringt der mühevollen Stopmotion-Animation neue Dimensionen ab. Mary und Max sind mehr als nur drollige Knetmenschen, sie sind wirkliche Akteure, deren Leben im Grunde mehr tragisch als komisch ist, die es dennoch schaffen, über sich hinauszuwachsen und ihrem Dasein Würde und Freude abzuringen. Damit ist Elliots erster Langfilm ein entschiedenes und zugleich leichtfüßiges Plädoyer für die Akzeptanz von Andersartigkeit, das ohne Zeigefinger und verlogene „Man muß sich nur liebhaben“-Attitüde auskommt.
Spätestens seit WALLACE & GROMIT ist klar, daß Knetanimation keineswegs nur etwas für Kinder ist. MARY & MAX ODER SCHRUMPFEN SCHAFE, WENN ES REGNET? wird große und kleine Zuschauer begeistern und liefert nebenbei auch noch eine geniale Antwort auf die Frage, woher denn eigentlich die Babies kommen.
Originaltitel: MARY AND MAX
USA 2009, 92 min
FSK 12
Verleih: MFA
Genre: Animation, Schräg, Tragikomödie
Stab:
Regie: Adam Elliot
Stimmen: Boris Aljonovic, Helmut Krauss, Gundi Eberhard
Kinostart: 26.08.10
[ Dörthe Gromes ]